Religion und Sittlichkeit 207
ın steht, weiter nichts als bloße Illusionen und Täuschungen ge-
ugender wesen sind. Aber selbst in diesem Falle bliebe die un-
stufen- geheuer merkwürdige Tatsache bestehen, daß es spezifische
ren Ab- Gefühle gibt, die nur mit Bezug auf das Übersinnliche
zeugung im Menschen rege werden. Die Illusionstheorie setzt sich
»ıne un- aber in Widerspruch zu den einstimmigen Aussagen aller
. seinem derer, die nach allgemeinen Grundsätzen der Erfahrungs-
r Form wissenschaft eigentlich am ehesten berufen sind, ein
Durch- Urteil abzugeben, eben zu denen, welche wirklich in stär-
Unruhe kerem Maße die in Rede stehenden Erlebnisse gehabt
ın seine haben. Erkennt man aber ihre Aussagen an, so stehen
im Be- wir hier vor einer Durchbrechung der normalen Erfah-
ıdigkeit, rungswelt, vor einem Hinüberreichen des Individuums
Die Re- in eine weltüberlegene Seinsschicht. Der religiöse Mensch
n. ‘Sie hat dann eine umfangreichere Kenntnis vom Wesen der
Beweis- Totalität des Seienden als der bloße, religionslose Gelehrte,
i‚onalem, und die philosophische Erkenntnis erweist sich geknüpft
Musik an persönliche Religiosität, weil nur diese die ganze dem
et. Menschen mögliche Erfahrung gibt. Der gewöhnliche
st jetzt, religionslose „Empirist‘“ besitzt nur reduzierte, ver-
gedank- kümmerte Erfahrung. —
zu ihm Mit der religiösen Entwicklung steht in engem Zu-
‚ahrhaft sammenhang die sittliche, ohne daß sich doch eine
meinen vollständig in die andere auflösen ließe. Das sittliche
s bloßer Leben ist bisher viel weniger erforscht als das religiöse.
dig er- Die bisherige Forschung ist meist viel mehr auf die Er-
langem, mittlung der Lebensgewohnheiten der Völker als auf die
zefallen. eigentlich sittlichen Erlebnisse gerichtet gewesen. Die
arhalten Handlungen sind aber nur die Außenseite, von der aus
hen. wir die sittlichen Gesinnungen erschlossen werden müssen.
die sich Wie wenig man sich auch hier auf den ersten Eindruck
e Quelle verlassen kann, zeigt die Mißdeutung von Tatsachen, wie
zuletzt sie der Kannibalismus oder die Tötung altgewordener