Religion und Sittlichkeit 209
Galten Überall erscheint als die höchste Sittlichkeit eine Über-
usdruck windung des auf Genuß und Macht gerichteten. Egoismus.
daß der Das Verhältnis zu den Werten der produktiven Geistes-
äst:__ der kultur. ist recht: verschieden. Übereinstimmend sind. die
autenden positiven Ziele darin, daß durchweg die Gesinnung der
sich zu Nächstenliebe - gefordert wird. Die. Hauptunterschiede
nern ist entspringen aus der Verschiedenheit ‘des Verhältnisses
nuß ge- zum Metaphysischen wie auch zum Leben. Der Bud-
icht ein dhismus ist schechthin weltentsagend, Konfuzius sowohl
ıg einer wie Jesus verhalten sich viel positiver zum Dasein.
nd wohl Wo ein religiöser Gottesglaube besteht, treten die sitt-
„Diese lichen Normen als Gebote Gottes auf. Sobald der Gottes-
ung von glaube unwirksam wird, nehmen sie die Gestalt einer selh-
sten. bis ständigen Wertsphäre an, die bleibt und besteht, mag das
die Ge- Metaphysische persönlichen oder unpersönlichen Cha:
e, heute rakter besitzen. In diesem Punkte begegnen sich die Re-
iner_Ge- ligionslosigkeit. rationalistischer Vollkulturzeiten wie die
heute in indische Religiosität ohne Gott.
Kampf Die wichtigsten Dokumente der sittlichen Entwieck-
der Ge- Jung sind die Rechtssätze. In den Gesetzen tritt uns
ı Punkte zwar nicht die äußerste Höhe der.in einem Volke ent-
e treten standenen Sittlichkeit entgegen, aber um so mehr erhalten
inander- wir Einblick in das, was einer Zeit als schlechthin sittlich
die den erforderlich galt. Der im. Dogma des Relativismus Auf-
zugehen. gewachsene wird auch hier überrascht von der Gleich-
iche Ge- gerichtetheit des sittlichen Geistes. Mögen wir ein mo-
nn, aber dernes Strafgesetzbuch in die Hand nehmen oder den
ich auch Kodex Hammurabis (Ende des 3. Jahrtausends v. Chr.).
inne des Was bestraft wird, sind immer dieselben Dinge: Diebstahl,
e Sitten- Betrug, Untreue jeder Art, Meineid, Mord, Beleidigung
der. teil- usw. Der geistige Hauptunterschied liegt viel weniger in
dem, was als strafbar gilt, als in den angedrohten Strafen.
Oesterreich, Das Weltbild der Gegenwart X
1A