Full text: Das Weltbild der Gegenwart

212 Die Kultur 
tane Entwicklung der bildenden Kunst zu höheren Stufen 
stattgefunden. Sie fallen zusammen mit eben den Ge- 
bieten, in denen auch Wissenschaft sich konstituierte, es 
sind China, Indien, Babylonien, Ägypten 
und die griechische Welt. Alle spätere Kunst 
ist von ihnen abhängig und nicht mehr autogen. 
Die bahbylonisch-assyrische Kunst ist am 
wenigsten zu höheren Stufen emporgelangt. Der beherr- 
schende Faktor ist die Architektur, von der infolge ihres 
kurzlebigen, meist ungebrannten Ziegelmaterials so wenig 
erhalten ist, daß nur unzureichende Vorstellungen über 
sie möglich sind. Skulptur und Malerei stehen ganz im 
Dienst der Architektur, das Relief überwiegt demgemäß, 
Plastik ist selten. Vor allem aber herrscht eine. strenge 
Stilisierung. Größere Bewegungsfreiheit errang, wenig- 
stens teilweise, die ägyptische Kunst. Herrscht auch | 
bei ihr die Architektur über die Malerei, so hat sich doch \ 
die Plastik zu emanzipieren vermocht und bewunderungs- © 
würdige Leistungen hervorgebracht. Auch die Malerei ) 
erhebt sich trotz des dauernden Festhaltens an stilisierten 
eigentümlichen Körperstellungen weit über das im 
Euphrat- und Tigrisgebiet erreichte Niveau. 
Die: Kunst der Mongolen endlich hat es in der 
Malerei noch viel weiter gebracht. Ja, sie ist in bezug 
auf Feinheit spezifischer Farbenwirkungen ganz un- ) 
erreicht auf der Welt, der seelische Inhalt der neueren Ö 
europäischen Malerei fehlt freilich. Der Geist sensibler + 
Feinheit herrscht auch sonst in der mongolischen Kunst. 
Unendlich breit ist deshalb der Raum, den das Kunst- 
gewerbe einnimmt, zerbrechliche . Materialien wie Por- 
zellan und Lack sind charakteristisch, und ebenso bleibt 
die Wirkung der Architektur auf feine und diffizile Ge- 
fühle beschränkt: auch ihr Material ist unmassiv: Holz.
	        
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