Full text: Das Weltbild der Gegenwart

Kunst und Dichtung 9221 
‘heten- bestimmten Feier (Goethe). Es scheinen gerade die 
ıon. im größten Begabungen zu sein, die auch unter solchen Um- 
Kunst ständen noch Werke ersten Ranges zustande bringen. 
ichern Es gibt auch bedeutende dichterische Werke, die ihre Exi- 
ı neue stenz der Anregung und dem nicht nachlassenden Drän- 
; (und gen eines Verlegers verdanken. 
ß ihm Aber hinter allen solchen sekundären Motiven steht 
t auch doch als letzter Fakter ein primärer Produktions- 
e aus- trieb, In einzelnen ist dieser Schaffenstrieb ununter- 
‘unden brochen in größter Stärke vorhanden, so daß die Zahl 
ns er- der Werke unermeßlich ist (Rubens), in anderen wechseln 
bst er- Zeiten erhöhten Schaffens mit solchen der Untätigkeit und 
3unier, Unfruchtbarkeit (Goethe). Einzelne produktive Naturen 
Nach- haben unter dem Produktionserlebnis geradezu zu leiden 
‚eshalb gehabt (Turgenjew), für andere ist es eine Quelle stän- 
ischen digen. Glücks gewesen (Tizian). Dieser triebhafte Cha- 
rakter künstlerischen Schaffens hat in der Antike zu der 
nstlers Auffassung des Künstlers als eines von einem Gotte Be- 
vielen sessenen. geführt, und noch heute ist den Künstlern mit 
letzter Selbstbesinnung ihr Produktionserlebnis mit Weihe um- 
So zu geben. Sie empfinden es als ein Geschenk aus höherer 
Jer oft Hand. Es ist der Punkt, von dem aus sie ein persönliches 
„Der religiöses Verhältnis zum Übersinnlichen besitzen. In der 
noch) Tat ist der Produktionsvorgang etwas Geheimnisvolles, 
Aber da er nicht in. unserer Macht steht. Auf der anderen 
eligion Seite wäre es unrichtig zu glauben, daß die großen Werke 
1. Die in der Inspiration in abgeschlossener Gestalt fertig ge- 
. Dich- boren werden, ‚wie Athene dem Haupte des Zeus ent- 
Rafael, sprang. Nur kleinere Produktionen entstehen unter Um- 
anken, ständen in der Form, daß sie in einem Zuge geschaffen 
ibst zu werden. Goethe etwa berichtet von sich, wie er gelegentlich 
Shake- sogar nachts in halbwachem Zustand ein Gedicht nieder- 
einer geschrieben. habe, wie ein „Nachtwandler‘“, peinlich  be-
	        
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