242 Die letzten Probleme
Weise sich als etwas anderes gibt, als wie sie wirklich ist,
als schäme sie sich ihrer wahren Natur.
Eine ältere Definition sagt, die Logik sei die Lehre
vom Denken. Dieser Versuch, ihr Wesen zu bestimmen,
kann nun freilich wohl ‚als überwunden angesehen
werden. Denn wäre diese Definition richtig, so wäre
Logik Psychologie, was sie sicher nicht ist. So hat sie
denn einer anderen Platz gemacht, nach der die Logik
die normative Lehre vom richtigen Denken ist. In der
Tat gilt das für große Bezirke der traditionalen Logik.
Aber ihr tiefstes Wesen ist damit nicht erschöpft; denn
sie enthält wichtige Sätze in sich, die sich. unter diese
Definition nicht unterbringen lassen. Ferner schweben
die Normen des Denkens nicht frei in der Luft, sondern
lassen sich durch andere Sätze begründen, aus denen sie
erst als Konsequenzen hervorgehen. /
In Wahrheit ist auch die Logik wenigstens teilweise
eine Seinswissenschaft. Sie enthält Sätze in
sich, die weder psychologische Beschreibungen von Seelen-
vorgängen, noch auch normative Anweisungen für das
Denken sind, sondern allgemeinste Strukturverhältnisse
der gesamten Wirklichkeit aussagen. Der Unterschied
gegenüber den gewöhnlichen Sätzen über die Wirklichkeit
ist lediglich darin gelegen, daß diese Sätze nicht aus der
eigentlichen Erfahrung stammen und allgemeinste Gel-
tung für die gesamte Wirklichkeit besitzen.
Das gilt vor allem für die sogenannten logischen
Grundsätze, die als Prinzipien der Schlüsse auf-
geführt zu werden pflegen. Diese vier angeblichen
„Grundgesetze des Denkens“ lauten in der gewöhnlichen
Formulierung: 1. Der Grundsatz der Identität (A=A):
Jeder Begriff, jedes Urteil ist sich selbst gleich. 2. Der
Satz des Widerspruchs: Es ist unmöglich, daß dasselbe