270 Die letzten Probleme
Art der „Berührung“ (auch hier gibt es nur räumliche
Gleichnisse zur Beschreibung der psychischen Erlebnisse)
kann sehr verschieden sein. Es ist auch nicht immer ein
deutliches Bewußtsein von einem personalen Charakter
der berührten Seinsschicht vorhanden. Charakteristisch
ist der Passivcharakter der Erlebnisse. Es handelt sich
nicht in erster Linie um ein Berühren, sondern auf allen
höheren Stufen der Religiosität liegt ein ausgesprochenes
Berührtwerden durch das Göttliche vor. Alle Religiosität
wird deshalb zuletzt als Gnade, Erwählung und der-
gleichen bezeichnet, da niemand sich das entscheidende
Erlebnis selbst verschaffen kann. Die Frage der Realität
dieser Erfahrungen — daß sie nicht reine Illusionen
sind — war so lange äußerst problematisch und un-
stützbar durch Analogien, als man noch nichts von para-
psychischen Vorgängen wußte.
Jetzt wissen wir, daß augenscheinlich auch direkte,
physisch nicht vermittelte telepathische Wechselbeziehun-
gen. zwischen Seelen vorkommen. Ferner lassen die psy-
chometrischen und prophetischen Tatsachen die Deutung
zu, daß es sich in ihnen um ein Teilhaben eines mensch-
lichen Ich an dem Wissen einer übergeordneten psy-
diese Menschen „höchsten“, d. h. des ökonomischen, Wertes stehe,
Daß die zu einer solchen Konsequenz führende Aquivokation von
„höchstem Wert“ und „Jlebensbeherrschendem Motiv“ tatsächlich
unhaltbar ist, zeigt das Phänomen des. „schlechten Gewissens“. Hier
haben wir es mit dem Bewußtsein eines Konfliktes zwischen dem als
„ranghöchsten‘“ Werte empfundenen Werte und dem tatsächlich das
Handeln des betreffenden Individuums beherrschenden stärksten Motiv
seines Lebens zu tun, Die Nichtidentität beider tritt hier evident zu-
tage, Das religiöse Leben ist etwas ganz anderes als die Betrachtung
des Daseins unter dem Gesichtspunkt irgendeines der übrigen nicht-
religiösen Werte, es liegt ganz außerhalb des derart theoretisch um-
schriebenen Gebietes.