Herkunft und Sinn der Welt und des Lebens 319
nnahme ist Charakterveranlagung steht er sicherlich keineswegs
höher als die meisten Tiere. Mit der Sexualität pflegt die
Plato vor- „Bestie“ in jeder Beziehung in ihm zu erwachen. Und ist
‚ollkommen- nicht auch das Wort Jesu: „So ihr nicht werdet wie die
Gottes und Kindlein“ vielleicht übergütig? Nur insofern steht der
t widersetzt. Mensch auf sittlichem Gebiete über dem Tier, als die Ver-
ıf eine dop- bindung des Handelns mit bewußter Intelligenz ihn auf
an einander eine viel höhere Stufe der Aufgaben emporgehoben hat.
gegenüber Es wird mehr von ihm in sittlicher Hinsicht verlangt und
'arathustra- kann es werden als vom Tier, das wir doch auch nicht in
ner solchen allen Fällen völlig von sittlicher Verantwortung f{rei-
sprechen. Aber daß er auf diesem höheren Niveau seinen
nz nicht mn größeren Aufgaben besser gerecht wird als das Tier auf
Weise auf- seiner Stufe, wer möchte das ohne weiteres bejahen?
n der Welt Zum Schluß erhebt sich für uns noch das Lebens-
c Weise zu problem: „Wie sollen wir leben? (Tolstoi.)
„Pflichtgemäß“, antwortet Kant. Aber was heißt das? Der
‚en werden. 5 . . e Ss
ES kategorische Imperativ: „Handle so, daß die Maxime deines
Stellung 2 . x
n Handelns zum Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung
cen Rätseln WG . |
gemacht werden kann“, ist unzureichend, nicht, weil er,
‚Krone der E . . .
N wie ihm zumeist vorgeworfen wird, rein formal und
hne weitere . ; ,
Steht inhaltsleer ist, sondern weil er keinen zutreffenden Aus-
rt a druck unseres Wertgewissens darstellt. Es lassen sich
en z En die Pflichten nicht von einer Person auf die andere ohne
4 .
/ EREO_ DO weiteres übertragen. Es existiert keine gleichmäßige
abung der Pflicht. Konnte es für einen hervorragenden Künstler
völlig. ver- wirklich Pflicht sein, sich als Freiwilliger für den Krieg
eine Zwei- zu melden? Hat der Dichter dieselben Pflichten wie der
1d es nach Offizier? Es sind vielmehr die Pflichten verschieden von
ı ZWEI VEr- Individuum zu Individuum. Und es läßt sich keine Regel
aufstellen, aus der man zweifelsfrei ablesen könnte, was
ch, ob der für den einzelnen Menschen jeweils im Leben eigentlich
In seiner Pflicht ist. Nur das Individuum selbst hat darüber zu