Full text: 1802 - 1803 (1. Abtheilung, 5. Band)

XII 
Den steht, ist S. 434, Z. 9--10 v. u. ausgefallen. Endlich harmo- 
n niren beide (die Methode und die Nhilosophie der Kunst) in den 
; Formeln für den Gegensaß des Heidenthums und Christenthums. 
| In beiden nämlich wird das Heidenthum als Darstellung oder An- 
s<hauung des Unendlichen im Endlichen, das Christenthum als 
Darstellung oder Anschauung des Endlichen im Unendlichen <arak- 
terisirt , während in der schon besprochenen Abhandlung über das < 
Verhältniß der Naturphilosophie zur Philosophie überhaupt umge- : 
. kehrt das Heidenthum als Aufnahme oder Einbildung des Endlichen N 
“ ins Unendliche, das Christenthum als Einbildung des Unendlichen Es 
ins Endliche bestimmt wird. Und hierüber ist zunächst noch einiges win 
| zu sagen; denn der Wechsel jener Formeln in dex Methode des 
akademischen Studiums. und in der genannten Abhandlung war der 
: einzige Einwurf gegen die Nichtidentität des Verfassers beider, der 
4 einigen Schein hatte, wiewohl man freilich gar nicht bedacht zu 
Ü haben scheint, daß ja schon der Gebrauch der Formel „Ein- 
wm bildung des Endlichen ins Unendliche oder des Unendlichen ins 
Endliche“ an sich =- ohne ihre Anwendung auf das Wesen des ? 
Heidenthums und des Christenthums -- eine Schelling ganz eigen- 
' thümliche ist, und die sich bei ihm in verschiedenen gleichgeltenden 
' Ausdrücken überall wiederholt, wie als Einbildung des Jdealen ins 
Reale, des Allgemeinen ins Besondere, der Einheit in die Vielheit, 
4 und umgefehrt. Die Anwendung der Formel erscheint gegen sie selbst 
nur als etwas Accidentelles. Wollte man daher Hegel jene Ab- 
handlung zuschreiben, so müßte man vor allem sich und andern 
begreiflich machen, wie Hegel auf einmal einer Formel sich bedienen 
. konnte, die so ganz nur Schellingisc<h war. Zu behaupten, Hegel 
habe eben hier den Schellingschen Ton nachgeahmt, ist doch zu 
naiv, zumal das weitere Curiosum herausfäme , daß dann Schelling 
in der Methode (nur mit Umstellung der Formeln) seinen Nach- 
ahmer wieder nachgeahmt hätte. Es ist unendlich viel leichter zu 
denfen, daß Schelling in der Anwendung jener Formel auf das 
Heidenthum und Christenthum variirte, als anzunehmen, daß Hegel
	        
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