Full text: 1802 - 1803 (1. Abtheilung, 5. Band)

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Sechste Vorlesung. 
Neber das Studium der Philosophie ins8besondere. 
Wenn das Wissen überhaupt an sich selbst Zwe" ist, so muß dieß 
no< vielmehr und im vorzüglichsten Sinne von demjenigen Wissen gel- 
ten, in welchem alles andere eins, und welches die Seele und das Leben 
von ihm ist. 
Kann Philosophie erlernt, kann sie überhaupt dur< Uebung, durch 
Jleiß erworben werden; oder ist sie ein angeborene8 Vermögen, ein 
freies Geschenk und durc< Schi>ung verliehen? Daß sie als solche nicht 
gelernt werden könne, ist in dem Vorhergehenden schon enthalten. Nur 
die Kenntniß von ihren besondern Formen läßt sich auf diesem Wege 
erlangen. Jene soll aber, bei dem Studium der Philosophie , außer 
ver Ausbildung des nicht zu erwerbenden Vermögens , das Absolute zu 
fassen, mit beabsichtigt werden. Wenn gesagt wird , daß Philosophie nicht 
gelernt werden könne, so ist die Meinung nicht, daß deßwegen nun 
jeder sie ohne Uebung besiße, und daß man etwa ebenso von Natur 
philosophiren könne, als man sich von Natur besinnen oder Gedanken 
verbinden kann. Die meisten derjenigen, welche gegenwärtig in der 
Philosophie urtheilen oder gar sich einfallen lassen eigne Systeme auf 
die Bahn zu bringen, könnten sich von diesem Dünkel schon durch die 
Kenntniß des zuvor Gewesenen sattsam heilen. Es würde dann seltener 
geschehen, was so sehr gewöhnlich ist: daß man zu Irrthümern, die 
man schon abgelegt hat, durch seihtere Gründe, als wel<e man selbst 
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