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Sechste Vorlesung.
Neber das Studium der Philosophie ins8besondere.
Wenn das Wissen überhaupt an sich selbst Zwe" ist, so muß dieß
no< vielmehr und im vorzüglichsten Sinne von demjenigen Wissen gel-
ten, in welchem alles andere eins, und welches die Seele und das Leben
von ihm ist.
Kann Philosophie erlernt, kann sie überhaupt dur< Uebung, durch
Jleiß erworben werden; oder ist sie ein angeborene8 Vermögen, ein
freies Geschenk und durc< Schi>ung verliehen? Daß sie als solche nicht
gelernt werden könne, ist in dem Vorhergehenden schon enthalten. Nur
die Kenntniß von ihren besondern Formen läßt sich auf diesem Wege
erlangen. Jene soll aber, bei dem Studium der Philosophie , außer
ver Ausbildung des nicht zu erwerbenden Vermögens , das Absolute zu
fassen, mit beabsichtigt werden. Wenn gesagt wird , daß Philosophie nicht
gelernt werden könne, so ist die Meinung nicht, daß deßwegen nun
jeder sie ohne Uebung besiße, und daß man etwa ebenso von Natur
philosophiren könne, als man sich von Natur besinnen oder Gedanken
verbinden kann. Die meisten derjenigen, welche gegenwärtig in der
Philosophie urtheilen oder gar sich einfallen lassen eigne Systeme auf
die Bahn zu bringen, könnten sich von diesem Dünkel schon durch die
Kenntniß des zuvor Gewesenen sattsam heilen. Es würde dann seltener
geschehen, was so sehr gewöhnlich ist: daß man zu Irrthümern, die
man schon abgelegt hat, durch seihtere Gründe, als wel<e man selbst
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