Full text: 1802 - 1803 (1. Abtheilung, 5. Band)

Urtheils absprechen wollte, nicht die Möglichkeit bloß verschiedener For- 
men der einen und selben Idee, sondern die Möglichkeit wesentlich ver- 
schiedener und doch gleich wahrer Philosophien behaupten, -- eine Vor- 
stellung, auf welche, so großen Trost sie enthalten mag, eigentlich feine 
Rücksicht zu nehmen ist. Daß rie Philosophie nur Cine ist, und nur 
Eine seyn kann, beruht darauf, daß vie Vernunft nur Eine ist; und 
so wenig es verschiedene Vernunften geben kann, ebensowenig kann 
sich zwischen die Vernunft und ihr Selbsterkennen eine Wand stellen, durch 
welche dieses eine wesentliche Verschiedenheit der Erscheinung werden 
könnte, denn die Vernunft absolut betrachtet, und insofern sie Objekt 
ihrer selbst im Selbsterkennen, also Philosophie wird, ist wieder nur 
eins und dasselbe, und daher durchaus das gleiche. 
Da der Grund einer Verschiedenheit in der Philosophie selbst nicht 
im Wesen derselben liegen kann, welches schlechthin Cines ist, auch 
nicht in der Ungleichheit des Bermögens , die Idee derselben objektiv zu 
gestalten , weil nämlich philosophisch betrachtet die Idee selbst alles ist, 
das Vermögen aber sie darzustellen, das zu ihrem Besitz hinzufommt, 
der Philosophie nur noch eine andere, ihr nicht eigenthümliche Seite 
gibt, so könnte also eine Möglichkeit unendlich vieler und verschiedener 
Reflexe , deren jeder, seinem Wesen nach verschieden vom andern geseßt, 
gleihes Recht hätte sich gegen die andern zu behaupten, nur dadurch 
herausgebracht werden, daß, indem die Philosophie als ein Erkennen 
des Absoluten bestimmt wird, dieses, es sey als Gott oder in irgend 
einer andern Rüsicht al8 Natur , in unbeweglicher und absoluter Ent- 
gegensezung gegen das Erkennen als subjektives gedacht würde. 
Allein auch bei dieser Ansicht würde die Verschiedenheit sich selbst 
aufheben und verbessern müssen. Denn indem das Erkennen als etwas 
Formelles vorgestellt wird, wird es in seinem Verhältnisse zum Gegen- 
stand als durchaus passiv gedacht, und an das Subjekt, das dieses 
Empfangens der Gottheit oder des reinen objektiven Anschauens der 
Natur fähig seyn soll, gefordert werden, daß es überhaupt sich gegen 
jedes“ andere Verhältniß zu irgend. einer Beschränkung verschließe, und 
aller eignen Thätigkeit sim enthalte, indem dadur< die Reinheit des
	        
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