Full text: 1802 - 1803 (1. Abtheilung, 5. Band)

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dargestellt werden kann, die Geschichte aber irrational, unerschöpflich, ihr 
verborgenes Geseß nur in Manifestationen aussprechend , ebenso verhält 
es si< mit der bildenden und der redenden Kunst. Wie in der Natur 
Nothwendigkeit als das Allgemeine das Besondere beherrs<ht, in der 
idealen Welt dagegen das Besondere entfesselt, frei zu dem Unendlichen 
strebt, so in bildender und redender Kunst. Daher uns in Betrachtung 
der Poesie erstens unmöglich ist, das Allgemeine so durc< Construktion 
fort ins Besondere zu führen, wie in der bildenden Kunst. Denn die 
Besonderheit hat hier mehr Gewalt und Freiheit. Das Allgemeine, 
was hier ausgesprochen werden kann, kann daher nur mehr im Großen 
und in ganzen Massen ausgesprochen werden. Dagegen je weniger das 
; Allgemeine das Besondere hier gebietend bestimmt, desto mehr verlangt 
R n zweitens das Einzelne in seiner Abfolutheit dargestellt zu werden. Daher 
di Mer wird die Darstellung hier mehr zur Charakteristik auch von Individuen 
aa herabsteigen. 
8: Uebrigens werde ich mich nicht so sehr bei dem Einzelnen, als nur 
bst heer: bei den Hauptsachen verweilen, und kann aus diesem Grunde auch nicht 
uht varwy? mehr einzelne Sätze, sondern nur Ansichten im Ganzen darstellen. 
Uw I< werde nun zuerst die Frage beantworten; wodurch wird die 
Rede zur Poesie? Es wird in dieser Frage a) von vem An-sih 
! Der Poesie, soweit es nicht s<on im Vorhergehenden bestimmt ist, b) von 
den Formen die Rede feyn müssen, wodurc< sich die Poesie als solche 
von der Rede absondert, also vornehmlich vom Rhythmus, Sylbenmaß 
u. s. w. Hierauf werden wir die besonderen in der Grundeinheit der 
Poesie begriffenen Einheiten oder die Gattungen und Arten der Dicht- 
kunst, deren vornehmste die lyrische, epische und dramatische sind, im 
Allgemeinen zu construiren haben, und dann jede dieser Gattungen ins- 
besondere behandeln müssen. 
Wenn man die gewöhnlichen. Theoretiker der s<önen Künste nachsieht, 
findet man sie in nicht geringer Verlegenheit, einen Begriff oder eine 
sogenannte Definition von der Dichtkunst zu geben, und in denjenigen, 
ke welche sie geben, ist nicht einmal die Form der Poesie, geschweige vas 
moon Typs Wesen derselben ausgedrückt, Das Erste aber zur Erkenntniß der Poesie
	        
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