Full text: 1802 - 1803 (1. Abtheilung, 5. Band)

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dem Ziel und Maß der Vernunft durch Schwärmerei zu stillen, wie 
es in der Stelle des Faust ausgesprochen ist: 
Verachte nur Vernunft und Wissenschaft 
Des Menschen allerhöchste Kraft, 
Laß uur in Blend- und Zauberwerken 
Dich von dem Lügengeist bestärken, 
So hab' ich dich shon unbedingt. 
Der andere Ausweg des unbefriedigten Strebens des Geistes ist der, 
sih in die Welt zu stürzen, der Erde Weh, der Erde Glück zu 
tragen. Auch in dieser Richtung ist der Ausgang entschieden ; auch hier 
nämlich ist es ewig unmöglich , als Endliches des Unendlichen theilhaftig 
zu werden; welches in den Worten ausgesprochen ist: 
Ihm hat das Schiefsal einen Geist gegeben, 
Der ungebändigt immer vorwärts dringt, 
Und dessen übereiltes Streben 
Der Erde Freuden überspringt. 
Den schlepp' ich durch das wilde Leben, 
Durch flac<e Unbedeutenheit, 
Und seiner Unersättlichkeit 
Soll Speis? und Trank vor gier'gen Lippen schweben, 
Ey wird Erquickung sich umsonst erflehn. 
In Goethes Faust sind diese beiden Richtungen dargestellt oder vielmehr 
unmittelbar vereinigt, so daß aus der einen zugleich die andere entspringt. 
Des Dramatischen wegen mußte das Uebergewicht auf die andere 
Richtung , die Begegnung eines solchen Geistes mit der Welt, gelegt 
werden. Soweit wir das Gedicht übersehen, erkennen wir deutlich, 
daß Faust in dieser Richtung durch das höchste Tragische gehen soll. 
Aber die heitere Anlage des Ganzen schon im ersten Wurf, die 
Wahrheit des mißleiteten Bestrebens, die Aec<htheit des Verlangens 
nach dem höchsten Leben läßt schon erwarten, daß der Widerstreit 
sih in einer höheren Instanz lösen werde, und Faust in höhere 
Sphären erhoben vollendet wecde. 
In diesem Betracht hat dieses Gedicht, so fremd dieß scheinen 
möge, eine wahrhaft Dantesche Bedeutung, obgleich es weit mehr
	        
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