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Luft öffentlicher Freiheit. Mit der neuen Welt verschwand das öffent-
lihe Leben; der Staat wurde durc; die Kirhe, wie überhaupt das
Reale dur< das Zdeale verdrungen. Nur in dieser war noch ein allge-
meines Leben; nur aus ihr, ihren Gebräuchen, Feierlichkeiten, öffent-
lihen Handlungen , wie aus ihrer Mythologie konnte die Komödie sich
entwickeln. Die ersten Komödien waren daher Vorstellungen der bib-
lis<en Geschichte, worin der Teufel gewöhnlich die lustige Person spielte,
die in Spanien, wahrscheinlih ihrem ersten Vaterlande, und wo sie
sich bis in das vergangene Jahrhundert erhielten, Autos 826cramen-
tales genannt wurden. Auf diese Art der Komödie gründete sich die
Muse des Calderon , der in der Komödie so groß als in der Tragödie
ist, und fast einzig in diesem Stoff gelebt hat. Eine zweite Gattung
bildete sich aus dem ersten, die Komödien der Heiligen, es sind wenige,
die nicht auf die Bühne gebracht worden wären. Auch in dieser Gat-
tung ist Calderon Meister. =- Den ersten Uebergang von dieser idealen
Welt in die gemeine und wirkliche machten in Spanien die Scäöfer-
spiele, und Shakespeare, kann man sagen, dem Geburt und Zeitalter
jenen höheren Boden versagte, erschuf sich für das Lustspiel eine ganz
eigne, romantische Welt, gewissermaßen auch eine Schäferwelt, aber
von viel höherer Farbe, Kraft und Fülle. Auch hier mußte das Indi-
viduum ins Mittel treten, und die Welt, die ihm nicht gegeben war,
sich erschaffen. Was kann eigener und vom Conventionellen entfernter
seyn, als die Welt in Wie es eu< gefällt, in Was ihr wollt
u. f. w. In Einem Werk, der Komödie der Irrungen, hat Shakespeare
einen alten Stoff, aber noch potenzirt und mit Vervielfachung der
Verwirrung behandelt. Auch Calderon hat, wo er den Stoff seiner
Komödie ganz auf Erfindung gründet, wie Shakespeare zugleich eine
xomantisc<e Welt als Boden angenommen, nur daß er vor Shakespeare
die Nation und die Wirklichkeit voraus hatte, da in Spanien im Zeit-
alter des Calderon noch eine Art von öffentlichem Leben --- wenigstens
im Romantischen -- war, und seine Helden, so romantisch ihr Aus-
sehen scheinen mag, doch zugleich die Sitten der Zeit und das Leben
Der damaligen Welt zum Hintergrund hatten.
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