Full text: 1802 - 1803 (1. Abtheilung, 5. Band)

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Luft öffentlicher Freiheit. Mit der neuen Welt verschwand das öffent- 
lihe Leben; der Staat wurde durc; die Kirhe, wie überhaupt das 
Reale dur< das Zdeale verdrungen. Nur in dieser war noch ein allge- 
meines Leben; nur aus ihr, ihren Gebräuchen, Feierlichkeiten, öffent- 
lihen Handlungen , wie aus ihrer Mythologie konnte die Komödie sich 
entwickeln. Die ersten Komödien waren daher Vorstellungen der bib- 
lis<en Geschichte, worin der Teufel gewöhnlich die lustige Person spielte, 
die in Spanien, wahrscheinlih ihrem ersten Vaterlande, und wo sie 
sich bis in das vergangene Jahrhundert erhielten, Autos 826cramen- 
tales genannt wurden. Auf diese Art der Komödie gründete sich die 
Muse des Calderon , der in der Komödie so groß als in der Tragödie 
ist, und fast einzig in diesem Stoff gelebt hat. Eine zweite Gattung 
bildete sich aus dem ersten, die Komödien der Heiligen, es sind wenige, 
die nicht auf die Bühne gebracht worden wären. Auch in dieser Gat- 
tung ist Calderon Meister. =- Den ersten Uebergang von dieser idealen 
Welt in die gemeine und wirkliche machten in Spanien die Scäöfer- 
spiele, und Shakespeare, kann man sagen, dem Geburt und Zeitalter 
jenen höheren Boden versagte, erschuf sich für das Lustspiel eine ganz 
eigne, romantische Welt, gewissermaßen auch eine Schäferwelt, aber 
von viel höherer Farbe, Kraft und Fülle. Auch hier mußte das Indi- 
viduum ins Mittel treten, und die Welt, die ihm nicht gegeben war, 
sich erschaffen. Was kann eigener und vom Conventionellen entfernter 
seyn, als die Welt in Wie es eu< gefällt, in Was ihr wollt 
u. f. w. In Einem Werk, der Komödie der Irrungen, hat Shakespeare 
einen alten Stoff, aber noch potenzirt und mit Vervielfachung der 
Verwirrung behandelt. Auch Calderon hat, wo er den Stoff seiner 
Komödie ganz auf Erfindung gründet, wie Shakespeare zugleich eine 
xomantisc<e Welt als Boden angenommen, nur daß er vor Shakespeare 
die Nation und die Wirklichkeit voraus hatte, da in Spanien im Zeit- 
alter des Calderon noch eine Art von öffentlichem Leben --- wenigstens 
im Romantischen -- war, und seine Helden, so romantisch ihr Aus- 
sehen scheinen mag, doch zugleich die Sitten der Zeit und das Leben 
Der damaligen Welt zum Hintergrund hatten. 
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