Full text: Paläogeographie ([4.Teil])

Ursprung und Zukunft des Mondes. : 
ılne festere gewiß nicht in all den Jahrmillionen der uns zugänglichen Erdgeschichte dieselbe 
Konsistenz geblieben sein kann, sei es nun, daß man mit der alten Kant-Laplaceschen Lehre 
chen lagen den Mond als losgeschleuderten Trabanten oder mit anderen, neueren Lehren als 
, was bei eingefangenen Weltkörper in Zukunft wird ansehen müssen. 
n der einen In eine mathematisch-physikalische Formel hat zuerst G. H. Darwin das sicher 
schen Ver- von alter Zeit her und heute noch veränderliche Verhältnis von Erde: und Mond 
ı größerer gebracht. Die Tatsache der lunaren Ebbe und Flut einerseits, die stete Vorauseilung 
Aus allen des primären lunaren Flutberges gegenüber dem Mond andererseits, das sind die 
differenzen beiden Grundfaktoren, auf denen Ebbe und Flut beruht. Die Erde dreht sich schneller 
s Anfangs- als der Mond, infolgedessen wird der Flutberg vorausgerissen, aber durch die 
eitgehende attraktive Gegenwirkung auch der Mondlauf beschleunigt. Die Mondbahn wächst 
veschaffen. in immer weiterer Spirale, und obwohl der Mondkörper beschleunigt wird, braucht 
;enken die er doch infolge der Bahnerweiterung immer länger zu einem Umlauf um die Erde. 
sich dort Umgekehrt wird durch die retraktive Kraft der Mondanziehung auf den Flutberg 
atiklinalen dieser nach Westen zurückgezogen, mithin durch die Reibung an der nach Osten 
1eren Um- sich drehenden Erde Bremswirkung erzielt. So wird sich die Erde im Lauf der Zeit 
Materials immer langsamer drehen, bis unter gleichzeitiger Erweiterung der Mondbahn, also 
enetischen Verlangsamung des Mondumlaufes, beide Drehungen gleich geworden sein werden. 
weiterhin Dann steht der Mond der Erde dauernd an derselben Stelle gegenüber und sie ver- 
halten sich wie ein stabiler Apparat, bei dem es keine Veränderungen mehr gibt. 
Die Mondbahnspirale, rückwärts verfolgt, zeige, daß der Mond dermaleinst der 
Erde näher stand, daß mithin die Flutwirkung, aber auch die Bremswirkung und 
‚= Faulh zugleich die Beschleunigung des Mondlaufes wesentlich stärker waren. 
islehre und ° 
n 1925. — Auf Grund dieser Anschauung, die in der Astronomie nur mangels besserer bisher still- 
‚5. Chicago sehweigend oder ausdrücklich galt, ist es nur ein Schritt mehr, aber nichts wesentlich Ver- 
Geophysik. schiedenes, wenn Pickering versuchte, nun auch den Punkt zu bestimmen, wo die Mond- 
masse die Erde verlassen haben könnte. Denn nach dem spezifischen Gewicht des Mondes 
> zu urteilen, könne er nur der äußeren Zone der Erde entstammen, die Erde müsse also damals 
OS schon eine Sonderung ihrer Schalen gehabt haben, was auf einen immerhin späten Zeitpunkt 
die nach der Mondabspaltung deute. Pickering sieht als die Narbe der Abtrennungswunde den 
1 und sich Pazifischen Ozean an, dessen Areal ja auch nach der ziemlich übereinstimmenden geologischen 
ch andere Lehre recht alt, nämlich gut präkambrisch sei. Es ist aber wahrscheinlich, daß mindestens 
ahm. “Da der polynesische Teil des Pazilik bis hinüber gegen Südamerika ein wahrscheinlich erst spät- 
paläozoisch, wenn nicht mesozoisch abgzesenkter Kontinent war, so daß die Narbe nicht in 
J etztwelt- ihrer ganzen Breite bestehen bliebe. 
MS irgend- Scharf entgegengesetzt dieser Dar winschen Auffassung ist die von Jeffreys*), 
: der Dis- wonach die Untersuchung der Erdfestigkeit gelehrt habe, daß sie gegenüber Kräften 
chiedenen von der Periode der Gezeitenerscheinung so elastisch ist, daß im festen Erdkörper 
en Frage- keine Flutreibung des Flüssig-Magmatischen gegen die Kruste vorhanden sein könne, 
. und noch weniger könne eine solche Reibungs- und daher Bremswirkung von den 
Sen Nr Wassermassen des Ozeans ausgehen. Dagegen leugnet Jeffreys nicht, daß in 
ürdkörper früheren Zeiten, wenn etwa der Mond näher stand, diese innere und äußere Wirkung 
orschung, vorlag. Was aber weiter gegen die obige Theorie eingewendet werden kann, ist, 
kten Wir- daß das System Erde—Mond einen gemeinsamen Schwerpunkt hat, gegen den beide 
eres Aus- Körper fallen, aber nicht unmittelbar, weil sie wegen der beiderseitigen Zentrifugal- 
ıd. anders- — . ; 
le—Mond %) Zitate nach Prey, Mainka, Tams, l. 0, S. 17618
	        
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