DS Küsten- und Flachseesedimente,
5. Kalkfällung und Kalklösung ist vor allem abhängig von der Wassertemperatur und
der Quantität freier CO,. Meerwasser von 0° löst doppelt soviel CO, als solches von 20°.
6. Die Oberflächenschichten der wärmeren Teile des Meeres, wie auch manche Fluß-
wasser sind mit Kalzit gesättigt. Die chemisch physikalischen Faktoren an sich sind schon
beweisend für das Stattfinden von CaCO,-Niederschlag in großem Maßstab.
7. Es besteht die Möglichkeit, daß die Organismen bloß die den chemischen Niederschlag
lokalisierenden Vermittler sind, z. B. Bakterien.
8. Chemischer Niederschlag muß überall stattfinden und solange fortdauern, als ein
mit Kalk gesättigtes Wasser erwärmt wird.
Diese Überlegungen führen zur Frage der Schichtung und werden dort im Zusammen-
hang noch erörtert und begründet. Hier sei nur noch auf ein von J ohnston und William-
son gegebenes Paradigma verwiesen: Eine Meeresströmung sättigt sich bei Erwärmung auf
15° mit CaCO,; bei Erwärmung auf 20° schlägt sie CaCO, nieder. Bei 27 km Geschwindigkeit
in 24 Stunden ergibt sich für eine 100 m dicke Strömung ein jährlicher Kalkabsatz von
2 mm, was schätzungsweise den aus geologischen Beobachtungen und daraus angestellten
Berechnungen entspricht.
Wir können also heute zusammenfassend sagen, daß die Kalkabsätze des
Meeres, soweit sie nicht rein organogen-klastisch sind — und das sind nur die wenigsten
— auf chemische Ausfällung zurückgehen und daß diese chemische Ausfällung sehr
stark an höhere Temperaturen gebunden ist. Nur wo die Organismen aus den
oberflächlichen, lichtdurchfluteten Wasserschichten, die sehr warm sein können,
in die dunkle und kalte lichtlose Tiefsee hinunterfallen (Globigerinen, Pteropoden),
entstehen durch Ansammlung und daraufhin erfolgende Auflösung Kalkschlamme,
die zum Teil keine organischen Einzelteile, wenigstens nicht in Masse, erkennen
lassen. /
Alles das hier Gesagte gilt auch für die kieseligen Ablagerungen, also besonders
für die Kieselkalkschlamme, in denen gleichfalls die organischen Einzelreste als solche
nicht immer. mehr zu erkennen sind,
Alle Tone und klastischen Gesteine, die man als Sandsteine, Arkosen,
Konglomerate u. dgl. bezeichnet, sind durchaus terrigenen Ursprungs. Soweit
in der Tiefsee solche vorhanden sind, kommen sie entweder vom Lande her, indem
die Tiefsee eben allzu nahe an das Land herantritt, oder sie stammen von der Zer-
störung submarin entstandener Vulkaninseln oder von Festlandsresten, die im
Ozean liegen; oder sie sind von Meeresströmungen verfrachtet, jedoch in diesem
Falle wohl nur feineres Material. Die berühmten Tiefseesande der Gaußexpedition
bestehen teilweise aus Quarzkörnern bis zu 1 mm Dicke, deren Entstehung noch
ungeklärt ist; es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie, wie Storz erstmalig bei der
Versammlung der deutschen geologischen Gesellschaft 1924 mündlich darlegte,
chemischer Entstehung sind und nichts mit terrigenem Einfluß zu tun haben.
Es gibt einige eigentümliche Sedimente, die man als schwarze, etwas bituminöse
Schlammschiefer bezeichnen kann, in denen oft höhere Tiere in Menge eingebettet liegen,
zum Teil in wundervoller Erhaltung. So die permischen Kupferschiefer in Thüringen, die
oberliassischen Posidonienschiefer in Deutschland und entsprechende Schichten im Devon
von Ohio. Die devonischen in Ohio sind als Deltaablagerungen erkannt, d.h. als Ein-
schaltungen in solche (Grabau, Principles S. 636). Dagegen sind die erstgenannten Kupfer-
schiefer richtige Marinablagerungen. Sie haben ihre dunkle Farbe den eingeschwemmten
und darin niedergeschlagenen Metallsalzen und Bitumenstoffen zu verdanken. Das Kupfer-
erz. das sich zum Teil auch als Überzug an den Fossilien zeigt, ist syngenetisch mit der
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