U Zukunft der Polarforschung,
zwischen Charcotland und König Edwardland eine über 2500 km lange Küsten- viel
strecke etwas südlich von 70° einzeichnen, so stützen wir diese Annahme eigent- ach
lich nur darauf, daß man hier an ein Paar Stellen ein seichtes Schelfmeer erreicht Urs
hat. Sollte aber dieser Schelf einer seichten Meeresbucht gehören oder vielleicht Inlo
eine ähnliche Breite besitzen wie z. B. nördlich von Sibirien, so könnte hier die ode:
Ausdehnung des Landes eine ganz andere sein als wir bis jetzt meistens vermuten. War
Ob auch hier bei dem jetzigen Stand der Technik eine Untersuchung mittels etw
Flugschiff möglich ist, scheint mir mindestens zweifelhaft zu sein. Freilich kann rich
gewiß ein Aeroplan, wenn man ihn vom Schiff aus benützt, um die Lage den auf
Küste festzustellen, gute Dienste leisten, aber für längere Überquerungen über CINE
die gleichmäßig ebenen Schelf- und Landeisplatten halte ich gegenwärtig der Sr
Motorschlitten für das beste Hilfsmittel. Grö
Aber auch da, wo in den Polarländern die Küstenumrisse und die allgemeine
Orographie bekannt sind, bleiben doch für eine nähere Erforschung viele Probleme Sn
zu lösen. Verhältnismäßig gut bekannt, besser noch als gewisse entfernte Gegenden SA
Europas, sind eigentlich nur größere Teile von Grönland und Spitzbergen, aber tun:
auch da ist für Spezialforschungen viel zu tun übrig, und dies gilt in noch höherem Nat
Maße für fast alle anderen Nordpolarländer. Für eine wissenschaftliche Expedition war
bildet schon der Franz Josephsarchipel ein vielversprechendes Feld, und besonders
die Vergletscherung ist da recht wenig bekannt. In dem großen nordamerikanischen
Archipel kennen wir durch die letzten Forschungen ziemlich gut die Bevölkerung,
aber keineswegs die Natur; Geologie, Pflanzen- und Tierwelt, die offenbar schwache
Eisentwicklung, überhaupt das Binnenland der großen Inseln warten stark auf
nähere Forschungen, und topographische Kartenaufnahmen fehlen in den meisten
Teilen.
Noch viel weniger bekannt sind freilich die Südpolarländer. Einigermaßen gut
kennen wir eigentlich nur die Viktoriaküste. Schon die fast immer zugängliche,
von mehreren Expeditionen und außerdem jährlich von zahlreichen Walfischfängern
besuchte westantarktische Halbinsel wird vermutlich einer modern ausgerüsteten
Expedition, die auch das Binnenland durch Schlitten erforschen will, überaus wich-
tige Ergebnisse liefern. Die schwedische Expedition, die doch nur küstennahe Teile
berühren konnte, hat gezeigt, wie reich hier die geologischen Formationen ent-
wickelt sind. Es ist recht wahrscheinlich, daß hier noch Entdeckungen gemacht
werden können, die für unsere ganze Auffassung von der Entwicklung des Lebens
auf der Erde Bedeutung haben werden.
Oft überaus wichtige Einzelprobleme, so über Eis- und Landschaftsformen, Geo-
logie und Bodenarten, Tiere und Pflanzen, begegnen uns also noch in fast allen
Polarländern. Ich möchte aber zu allerletzt auf eine allgemeine Frage zurück-
kommen, die allerdings schon früher in dieser Arbeit berührt wurde. Grundlegend
für die ganze Polarnatur ist selbstverständlich vor allem das Klima. Nun kennen
wir freilich ziemlich gut das polare Küsten- und auch einigermaßen das Seeklima,
fast gar nicht aber das Landklima, weder das Klima des mit Eis bedeckten
Landes noch das Klima des im Sommer eisfreien Binnenlandes. Vom ersteren
gibt uns eigentlich nur eine Beobachtungsreihe von J. P. Koch aus Ostgrönland
eine Vorstellung; vom letzteren liegen, soweit mir bekannt, abgesehen von den in
92