Full text: Einleitung in die Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 1. Band)

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mit dem von allen Seiten eindringenden Heidenthum in einer ge- 
wissen Zeit allein noc< erhalten, als reell behaupten konnte *. - Jenes 
Princip indeß sollte nicht um seiner selbst willen, sondern eben nur als 
Grund erhalten werden, und so ist denn auch das mosaische Religions- 
gesetz voll von der Zukunft, auf die es stumm wie ein Bild hinweist. 
Das Heidnische , von dem es sich dur<drungen zeigt, hat nur temporäre 
Bedeutung, und. wird zugleich mit dem Heidenthum selbst aufgehoben 
werden. Indem es aber , der Nothwendigkeit gehorchend, vorzüglich nur 
den Grund der Zukunft zu bewahren sucht, ist vas eigentliche Princip 
ver Zukunft in das Prophetenthum gelegt, die andere ergänzende 
Seite ver hebräischen Religionsverfassung, und ihr ebenso wesentlich 
und eigenthümlich. In den Propheten aber bricht die Erwartung und 
die Hoffnung der zukünftigen befreienden Religion nicht mehr bloß in 
einzelnen Aeußerungen hervor, sie ist der Hauptzwec> und Inhalt ihrer 
Reden, und nicht mehr ist diese die bloße Religion Israels, sondern aller 
Völker; das Gefühl der Negation, unter der sie selbst leiden, gibt. ihnen 
ein gleiches Gefühl für die ganze Menschheit, und sie fangen. an, auch 
im Heidenthum die Zukunft zu sehen. 
Es ist also jekt durch die älteste Urkunde, es ist durch die für ge- 
offenbart angenommene Schrift selbst bewiesen, daß die Menschheit nicht 
vom reinen oder absoluten, sondern vom relativen MonotheisSmus aus- 
gegangen ist, I< füge nun noch- einige allgemeine Bemerkungen über 
diesen ältesten Zustand des Menschengeschlechtes hinzu , der nicht bloß als 
religiöser, der auch in allgemeiner Beziehung für uns bedeutsam ist. 
! Für möglich zu halten, daß superstitiöse Gebräuche, wie sie das mosaische 
Cevxemonialgeses vorschreibt, noc< etwa in Zeiten wie die Davids oder seiner 
Nachfolger entstehen konnten, seht eine Unkenntniß des allgemeinen Gangs der 
religiösen Entwieklung voraus, die vor 40 Jahren sich entschuldigen ließ; denn 
verzeihlich war damals noch die Meinung, über eine Erscheinung wie das mosaische 
Gesetz außer dem großen und allgemeinen Zusammenhang urtheilen zu können. 
Heute aber ist es keine unbillige Forderung, daß jeder erst um höhere Bildung 
sich bemühe, ehe er über Gegenstände so hohen Alterthums zu reden sich unter- 
fangt. 
8. 4!
	        
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