Full text: Einleitung in die Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 1. Band)

176 
daher nur ein Verhältniß zu“dem Gott in seiner Wirklichkeit, nicht 
zu dem Gott in seinem Wesen, und also auch nicht zu dem wahren 
Gott seyn; denn der wirkliche Gott ist nicht sofort "anch der wahre, wie 
wir ja sogar dem, welchen wir in anderer Beziehung als einen Oott- 
losen ansehen, noc< immer ein Verhältniß zu dem Gott in seiner Wirk- 
lichfeit , aber nicht zu vem Gott in seiner Wahrheit geben, dem er 
vielmehr völlig entfremdet ist. Der Gott ver Vorzeit ist ein wirklicher 
realer Gott, und in vem auc< der. wahre Ist, aber nicht als solcher 
gewußt. Die Menschheit betete also an, was sie nicht wußte, wozu 
sie kein ideales (freies) , sondern nur ein reales Verhältniß hatte, Christus 
sagt zu den Samaritern (bekanntlich wurden diese von den Zuden wie 
Heiven angesehen ; im Grunde sagt er also von den Heiden): Dr 
betet an, was ihr nicht wisset, wir =- die Juden, als Monothei- 
sten, die ein Verhältniß zu dem wahren Gott als solchen haben =--wir 
beten an, was wir wissen" (wenigstens als ein Zukünftiges wissen). 
Der wahre Gott, der Gott als solcher, kann nur.im Wissen seyn, und 
im völligen Gegensatz mit einem bekannten wenig überlegten Wort, aber 
in Uebereinstimmung mit den Worten Christi müssen wir sagen: der 
Gott, der nicht gewußt würde, wäre kein Gott. Monotheismus hat 
von jeher nur als Lehre und Wissenschaft existirt, und nicht einmal bloß 
als Lehre. überhaupt, sondern als schriftlich verfaßte und in heiligen 
Büchern bewahrte , und diejenigen selbst, welche der Mythologie eine 
Erkenntniß des wahren Gottes vorausseten, sind genöthigt, diesen Mo- 
nothei8mus als Lehre, ja als -System zu denken. Die, welche den 
wahren Gott, also den Gott in seiner Wahrheit anbeten, können 
ihn, wie Christus sagt, nur zugleich im Geist anbeten, und dieses 
Verhältniß kann nur ein freies seyn, wie dagegen das Verhältniß zu 
Gott außer seiner Wahrheit, wie es im Polytheismus und der Mytho- 
logie angenommen ist, nur ein unfreies seyn kaun. 
Nachdem ver Mensch einmal aus dem wesentlichen Verhältniß zu 
Gott *, welches auch nur ein Verhältniß zu Gott in seinem Wesen , d. h. 
1 Siehe S. 141.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.