Full text: Einleitung in die Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 1. Band)

Das Berlangen nach dem wirklichen Gott und nach Erlösung durch 
ihn ist, wie Sie sehen, nichts anderes, als das lautwerdende Bedürfuisß 
der == Religion. Mit diesem ' endet die von dem Z< verfolgte 
Bahn. Zu der Freudigkeit des Daseyns, die es auf den eignen Wegen 
nicht gefunden, hofft es zu gelangen, wenn es den Gott in der Wirk- 
lichkeit hat und mit diesem vereinigt (versöhnt) wird, d. h. dur< die 
Religion. Ohne einen activen Gott (der. niht uur Objekt der Con- 
templation ist) kann es feine Religion geben = denn diese setzt ein wirk- 
liches , reales Verhältniß des Menschen zu Gott voraus =- sowie auch 
keine Geschichte, in der Gott Vorsehung ist '. Daher es innerhalb der 
Vernunftwissenschaft keine Religion „ also überhaupt keine Vernunft- 
religion gibt?. Am Ende der negativen Philosophie habe ih nur 
mögliche Religion, nicht wirkliche, nur Religion „innerhalb der Grenzen 
der reinen Vernunft“... Sicht man im Ende ver Vernunftwissenschaft 
Vernunft religion, so liegt hierin. eine Täuschung. Die Vernunft führt 
nicht zur Religion, wie denn auch Kants theoretisches Resultat ist, daß 
es feine Bernunftreligion gibt. Daß man von Gott nichts wisse. if 
das Resultat des ächten, jedes fich selbst verstehenden Rationalismus. 
Mit dem Uebertritt in die positive Philosophie kommen wir erst in das 
Gebiet der Religion und der Religionen, und können auch: jetzt erst er- 
warten, daß uns die philosophisc<e Religion entsteht, um welche es 
bei dieser- ganzen Darstellung zu thun ist, d. h. die Religion, welche 
' Mit der Vernunftwissenschaft ist eine Philosophie dey wirklichen Geschichte un- 
möglich , obgleich wir zugegeben haben , daß auch die Philosophie der Geschichte ihre 
negative Seite hat; s, oben S. 542, 
? Man wird nicht. einwenden, daß wir ja doch nach dem Vorhergehenden die 
Religion selbst als ein Moment der Vernunftwissenschaft sezten; allerdings, aber 
keiner von denen, welche eine Vernunftreligion wollen, wird jene ganz ins Sub- 
jekt zurückgehende, von Askese nicht zu trennende Religion, die ein Gegensatz aller 
Wissenschaft , für Vexnunftreligion nehmen oder gelten lassen. Von einer Ver- 
nunftreligion (auf die alle Nationalisten sich berufen , gerade als befänden. sie sich 
im unzweifelhaften Besitze - einer solchen , während in der That nicht zwei unter 
ihnen übereinstinmen würden, wenn man sie einmal anhielte, sie wirklich aufzu- 
stellen ,- sich nicht immex. bloß auf sie zu berufen) , zumal die Wissenschaft wäre, 
weiß die rationelle Philosophie nichts.
	        
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