Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

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MM nicht. freie, sondern durch einen inneren, wirklichen Zustand unmittelbar 
am gebotene, gleichsam inspirixrte Handlungen. Wir werden in der Folge 
dy fanatische Priester kennen lernen, die in heiliger Wuth sich selbst ent- 
- mannen;: Creuzer sagt. zur Erklärung, sie haben damit die gegen die 
4 winterliche Sonnenwende abnehmende Zeugungskraft der Sonne symbo=- 
lisc< ausdrücen oder darstellen wollen. Glaube eine sol<he Erklärung, 
wer es kann. I< kann nicht glauben, daß einer solchen frostigen Idee 
. zu lieb irgend ein Priester sich entmannt hätte. "Jene Handlung geschah 
| vielmehr zur Nachahmung eines, wie Uranos, entmannten Gottes; denn 
das Bewußtseyn ist in diesem ganzen Proceß so eins mit dem Gott, 
so verwachsen mit ihm , daß es alles, was ihm selbst widerfährt, empfin- 
ve det, als ob es dem Gott widerfahre und umgekehrt. - 
3 Nun aber andere Beispiele dieser sogenannten Symbolik, und zwar 
t- aus eben diesem Kreise (der Urania). 
ve. Wir haben früher gezeigt, daß Urania nur der weiblich gewordene 
jed ve Uranos sey. Die Vorstellung dieser ersten weiblihen Gottheit war 
ji, darum auch nicht die Vorstellung einer bloß weiblichen, sondern einer 
. aus männlich weiblich gewordenen. Auch diese Bestimmung nun suchte 
das Bewußtseyn festzuhalten. Diese Bestimmung wurde dadurc< aus- 
gedrückt, daß die Gottheit bald als weiblich. mit männlichen, bald um- 
gefehrt als männlich mit weiblichen Attributen vorgestellt wurde. "Ein 
Beispiel der ersten Art ist die gewaffnete und kriegerische weibliche Gott- 
heit zu Pasargadä (zugleich mit ein Beweis, daß die Mitra den Per- 
sern nicht fremd war), die wir mit der von Pausanias erwähnten kriege- 
rischen und Waffen tragenden Aphrodite zu Kythere vergleichen. Ein 
Beispiel der umgekehrten Art ist jenes Bild der Aphrodite auf Kypros, 
von dem Macrobius berichtet, daß vas Bild bärtig von männlicher 
| Statur mit einem Scepter in der Hand, aber mit weiblicher Kleidung 
vorgestellt sey; offenbar um anzuzeigen, daß diese weibliche Gottheit nur 
eine äußerlih mit Weiblichkeit angethane, innerlich aber noch immer 
männliche, daß sie gleichsam nur eine verkleidete männliche Gottheit sey. 
Diese männliche Aphrodite wurde eben darum auch 4po6dT0g genannt '. 
! Saturn. Lib. II. ec. 8: Signum ejüs (Veneris) est Cypri: barbatum
	        
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