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was Herodotos von dem Dienst der babylonischen Mylitta berichtet, nur,
so zu sagen , indirekt nachweisen. Dagegen finden wir eben diese Gleich-
zeitigkeit entschieden und deutlich ausgesprohen, wenn wir nach Anleitung
des Herodoto8, der, wie Sie sich erinnern, die weibliche Gottheit der
Perser von den Assyriern und von den Arabiern herleitet, wenn wir
mit Herovotos jet zu ven Arabiern übergehen, -die ich mit Herodotos
so nennen will, um sie von den insgemein so genannten Arabern, den
Arabern der Wüste, zu unterscheiven. Denn die arabischen Nationen
waren bekanntlich in vem sogenannten wüsten Arabien Nomaden, in
dem glücklichen Arabien ac>erbautreibende Völker, die sich durc< Fleiß
und Handel bereicherten.
Von diesen also, welche er schon gelegentheitlich der Perser im
ersten Buch erwähnt hat, sagt Herodotos im dritten Buch: „Sie halten
ven Dionysos allein für Gott und die Urania“ '. Hier wird er also
zuerst: genannt, jener den Assyriern noh unbekannte - und ungenannte
Gott, der sich bis dahin dem Bewußtseyn nur noch als ein fremder,
von ferne her kommender angekündigt hatte; er wird von Herodotos
natürlich -mit seinem griechishen Namen. genäunt =- denn Herodotos,
vem alle diese Begriffe nicht, wie neuern Mythologen, als bloß zufällig
entstandene erschienen, der vielmehr selbst noc<h ein Gefühl ihrer Allge-
meinheit und Nothwendigkeit hatte, konnte kein Arg daraus haben,
diesen Gott, wo er ihn fand, mit vem griechischen Namen zu belegen,
wie auch wir eben darum keinen Anstand nehmen werden, da, wo es
darauf ankommt, den allgemeinen Begriff irgend einer Gottheit zu be-
zeichnen , sie mit dem griechishen Namen zu nennen, ohne darum diese
Gottheit gleich im Anfang schon mit allen den Bestimmungen zu denken,
die sie später erst im griechischen Bewußtseyn erhält. =- Dionysos,
jener zweite Gott, ist den ganzen mythologischen Proceß hindur<h ein
kommender , ein im Kommen begriffener =- denn erst im Ende und Ziel
dieses Processes hat er sich vollständig verwirklicht. Dieß verhindert
uns aber. nicht, ihn auch gleich im Anfang mit vem Namen des Dionysos
1. III, e. 8: Awvvdov 88 Fe0v uodbvov zal 77 Ovoavinv 1yeDYT A
elvar. Vergl. Arrian. VII, 20. Strabo XVI, 1 (p- 741).