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t* Daß diese Erklärung die richtige ist, erhellt daraus , daß es nament-
li< in der griechischen Theogonie oder Göttergeschichte stets die Gattin,
also die weibliche Seite des herrs<henden Gottes ist, die mit dem Fort-
schreiten, dem sich der männliche Gott widerseßt, einverstanden ist und
es begünstigt. Schon die alte Gäa beleidigt und innerlich erseufzend
darüber , daß Uranos ven nachgebornen Kindern, die eigentlich schon
einer spätern Zeit angehören, von der er nichts wissen will, daß er
diesen das Licht nicht gönnt und. sie in die Tiefe verschließt, birgt den
frevelnden Sohn in den Hinterhalt, aus welchem vorgreifend er den
Vater, den nichts ahndenden, entmannt. In der folgenden Zeit ist es
wieder Rhea, Kronos Gemahl, die ebenso entrüstet über ihrer Kinder
Poos, die das Ungethüm immer in ver Geburt schon verschlingt, mit
den alten Gottheiten Gäa und Uranos, der nun keine Ursache mehr
hat das Fortschreiten nicht zu wollen, und im Gegentheil wollen muß,
daß das Schisal, dessen Opfer ex selbst war, sich vollende, = mit
diesem also geht Rhea zu Rath, wie sie es anstelle, den jüngsten Sohn
heimlich zu gebären. Der Ansc<lag, den ihr jene Gottheiten gaben,
gelingt, der geflüchtete Zeus, herangewachsen, bezwingt den Vater und
nöthigt ihn auch die zuvor Bershlungenen wieder von sich zu geben,
und befreit zugleich jene no<h ältern, bis jezt in die Tiefe verschlossenen
Uranossöhne, die ihm den Donner und den Blitz geben , die Welt- und
Götterherrschaft zu behaupten. = In dem letzten, bleibenden Götterge-
schlecht muß sich dann aber allerdings das Verhältniß umkehren. In
den ' frühern ist stets die weibliche Gottheit des Moments das in-
stabile , unbeständige Princip , in der letzten Generation, wo kein weiterer
Umsturz möglich ist, muß also vielmehr die weibliche Gottheit die
Wandelbarkeit fürchten. Here ,- Zeus Gemahlin, zeigt eben in dex
Furcht vor einem Umsturz ihre eigne, der Wandelbarkeit verwandte
Natur; daher sie alles anfeindet und verfolgt, was eine neue Zeit an-
| zufünden scheint, ihm selbst aber, dem Zeus, geziemt es, nichts zu
fürchten und über seine Weltherrschaft sicher zu seyn, und gerade hierin
zeigt sich die Männlichkeit.
Wenn man ven Geschlechtsunterschied dieser späteren Götter