Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

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Mythologie; denn daß sie in sich selbst alsdann fortschreitet bis zum wirk- 
lichen Erliegen desselben, ist natürlich: aber ihr Anfang, also das Be- 
stimmende der "ägyptischen Mythologie ist die noch - immer fortdauernde, 
wenn auch gleich shon mit dem Tod ringende Macht des realen Prin- 
cips. Hier muß ich nün eine für die Klarheit der letzten Entwicklung 
nothwendige Bemerkung einschalten. Erinnern Sie sich, daß- jenes erste 
oder veale Princip das Prius der ganzen Natur, also der eigentlichen 
materiellen Welt ist. Solange nun 'der Widerstand desselben und damit 
die Spannung fortdauert =- in dieser Spannung kann sich auch -die über 
den drei Potenzen stehende Einheit derselben nicht -als eine von ihm freie, 
immaterielle, sondern auch nur als eine mit- ihnen verwachsene darstellen, 
welche nur die Erscheinung des Concreten, des Körperlichen hervorbringen 
kann. In der ägyptischen Mythologie ist daher no< alles körperlich; 
selbst die Götter, die dem Bewußtseyn in jenem Kampf entstehen, sie 
erscheinen in Thiergestalten verhüllt. Deßwegen hat auch in anderer 
Beziehung das Körperliche der Aegypter so sehr Bedeutung und Wichtig- 
keit. Nicht bloß menschlichen, selbst thierischen Leichnamen sucht der 
Aegypter eine ewige Dauer zu sichern, wie die zahlreichen , bis auf den 
heutigen Tag erhaltenen Mumien heiliger Thiere beweisen. 
Was kann .nun aber auf dieses Festhalten än dem realen Gott 
folgen =- als dessen gänzlihes Aufgeben ? An ihm, dem noch wider- 
strebenden realen Princip", hätten die Potenzen ihren gemeinschaftlichen 
Beziehungspunkt , der sie festhielt. Ist dieser aufgegeben, verschwindet 
er, wie in Brama, der zur völligen Vergangenheit geworden ist, so 
bleibt die zweite. Potenz, Sciwa , allein zurück als Zerstörer der Einheit, 
und diesem ist auch. das gemeine Bewußtseyn ganz hingegeben. “Das 
höhere Bewußtseyn aber kann das zerstörende Princip nicht fortdanernd 
lieben, an dem es nicht haften kann ;- es schreitet also unmuthig fort zu 
der Dritten ,- so daß es feine Ruhe findet als in der' für sich gesebten 
Dritten, der an sich geistigen, in Wischnu. “ Weil aber dieser seine Vor- 
aussezungen im Bewußtseyn verloren hat, kann er sich auch in dieser veinen 
Geistigkeit nicht behaupten und lenkt von dieser Höhe unwillkürlich ins 
Materielle wieder um, doch so , daß dieses Materielle gleich nur als ein
	        
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