D Cinleitung: Die organis<e Auffassung des Erdganzen.
Masse und Beschaffenheit wogt, während das Wassermeer als Dampf, Wasser und Eis, die
nac< Form und Wirkungen sehr verschieden sind, an der Erde haftet.
Was aber die Beziehungen dieser Meere zum Leben betrifft, so ragen die Hochgebirgsinseln
mit ebenso eigentümlichen biogeographischen Merkmalen aus dem tieferen Luftmeer hervor,
wie die Meerinseln aus dem Wasser. Und wie Strandlinien in Fels und Schutt, entstehen
organische Strandlinien an den Gebirgshängen unter dem Einfluß flimatischer Änderungen.
Da3 Wandern der Meere.
Da das Wasser in beständiger Bewegung ist, in der es der Anziehung der Erdmassen ge-
hor<t, ist es ebensowohl das Zünglein an der Wage des tellurischen Gleichgewichts als auch
ein Mittel und Werkzeug zur Ausgleichung der Schwereunterschiede unseres Planeten. So wie
wir die Meere den wechselnden Anziehungen der Sonne und des Mondes in den Gezeiten
folgen sehen, mußten sie sich auch wechselnden Anziehungen der Erde selbst anpassen. Man
kann nicht vorausseten , daß die Schwere in der Erde immer jo verteilt gewesen sei wie jezt.
Von ihr mußte aber auch immer die Verteilung des Wassers abhängig sein. Wir wünschen 7
den Leser nicht in die unbekannten Tiefen des Erdinnern zu führen, für die wir so wenig eine
Leuchte haben wie er, wohl aber mödten wir an die Veränderungen in der Majse der Fest-
länder erinnern, die wir mit Händen greifen, angesichts der Trümmer der alten Gebirge, die
einst als mächtige Bauten über die Erde aufstiegen. Man sagt uns, es sei anzunehmen, die
Alpen seien um die Hälfte ihrer Masse verringert, und der Zustand des GesteinSbaues des skan-
dinavischen Hochlandes lasse vermuten, daß von ihm 5000 oder auch 10,000 m hoch Gestein
abgetragen sei. Das Wasser folgte solchen Erhebungen in doppeltem Sinn: das Meer, von
ihnen angezogen, stand höher an ihrem Fuße, und das aus der Luft niederfallende Wasser kam
auf ihren Höhen zur Ruhe und stürzte mit entsprechend rascherem Fall dem Meere zu, arbeitete
mit entsprechend größerer Energie seine Wege zu ihrer Abtragung in sie hinein.
Sicherlich blieb indessen ein so großes Gewicht auch nicht ohne Einfluß auf die Gesteine,
auf denen es ruhte: es beschwerte sie, sie erlitten unter dem Druc und der aufsteigenden Erd-
wärme Veränderungen, kurz, das Gebirge sank ein. Dem Meere wurden neue Stätten bereitet,
wo vorher Land war, und immer weitere Wege wurden ins Innere des Landes geöffnet (s. die
Abbildung, S. 9). Aus Ursachen, die wir nicht erkennen können, machten endlich ganze Fest-
länder, die Stüc für Stück abbröelten und versanken, Meeren Plat. So gibt es kein Land
der Erde, das nicht öfters Meer gewejen wäre, und kein Meer, dessen Boden nicht völlig aus
Landbruchstücken des verschiedensten Alters bestünde. Nicht mit Unrecht hat man mit NüÜcsicht
auf die wechselnden Unterwassersezungen, die wiederholt alle Teile der Erde erfuhren, die
Geologie eine angewandte Ozeanographie genannt. Von jeder derartigen Veränderung wurden
Klima und Leben großer Teile der Erde tief beeinflußt. (Es entstanden dadur< Klimawechsel,
die man auf den ersten Bli nur durch kosmische Einflüsse erklären zu können meint. Das
Leben gewann an Formenreichtum oder verlor, e3 entstanden neue Gestalten, und alte gingen
unter: in den Verschiebungen der Meere und Länder liegt eine der großen Ursachen der Fort-
dauer und Fortentwielung der organischen Schöpfung.
Übergangsformen von fest und flüssig: Schutt.
Den festen Erdkern umgeben die flüssigen Hüllen nicht unvermittelt und unverbunden.
Zndem Luft und Wasser in ihre Bewegung Teile des Festen mitreißen oder in die Lücken zwischen