Full text: Die Kunst des Klassizismus und der Romantik (14)

ur das ihm in der Tat ein für allemal den Weg, obwohl der Schüler sich, eben weil 
“ür die er ein großer Künstler war und einem jüngeren Geschlecht angehörte, not- 
achtet, wendig aus der unmittelbaren Gefolgschaft des Meisters mit der Zeit ent- 
‘halten fernen mußte. Man sagt, er habe eine vermittelnde Stellung zwischen Ingres 
en die und Delacroix eingenommen, das aber ist nur insofern zuzugeben, als er sich 
leider. vor der neuen Auffassung von Malerei und Farbigkeit nicht völlig verschloß. 
t, was Chasseriau bleibt darum doch reiner Klassizist. Und zwar wächst er als 
erbare solcher über Ingres hinaus. In dem Maße, wie seine Linie an anmutiger Be- 
ı. zum wegtheit verliert, gewinnt sie an schlichter Größe. Es waltet dabei ein ähn- 
liches Verhältnis zur Antike wie bei Schinkel, d. h. Rom, das er, für ein halbes 
ugnen, Jahr, seinem Meister Ingres folgend, aufsucht, sagt ihm nichts Neues, soweit 
1g erst es die große Schaustellung antiker Kunst bedeutet. Die Ehrfurcht vor den 
Talerei Denkmalen, von der noch Ingres beseelt war, ist nachgerade als ein über- 
rm ein liefertes Postulat der Pariser Schule überwunden. Er geht in die Campagna 
ch wie hinaus, um eine neue Größe Roms zu entdecken, und kehrt selbständiger 
°h ein als er gekommen zurück. Dann aber wirkt als das Neue für die junge Gene- 
önnen ration der Orient des eben erworbenen Algier mit. Chasseriau hatte ihn aus 
seiner der Kunst seiner Zeitgenossen bereits geahnt, als er ihn durch einen mehr- 
1\WAarz, monatigen Aufenthalt 1846 kennen lernte. Freilich entnimmt er diesem 
ig er- Orient nicht mehr als eine feine, kaum mit Worten zu umschreibende Würze 
ührte, seiner Kunst. 
reilich Meier-Graefe hat Chasseriau mit Masaccio verglichen — mit Recht, doch 
Lager mit noch besserem Rechte könnte man ihn dem zeitlich näheren Pier della 
h an- Francesca vergleichen. Der Franzose hat schwerlich einen der beiden ge- 
kannt; er wird ihnen nur durch die verwandte Rasse und durch den analogen 
olyte Gang der Entwicklung angenähert. Bei allen dreien erhebt sich aus der zier- 
1, um lichen Verfeinerung der Vorgänger eine neue Monumentalität. Von Ingres 
hrist- unterscheiden sich die Gestalten Chasseriaus durch eine erhöhte Standfestig- 
ental- keit und Würde und durch den langsameren Rhythmus der Bewegung. Sie 
Paris leben in der Sphäre der monumentalen Kunst, des Fresko, das für Ingres 
Seine vielmehr eine Verlegenheit bedeutete. Doch sich hier zu betätigen, war 
inspl- Chasse&riau nur selten vergönnt, und von diesen Wandmalereien befinden 
keine sich zwei in den Pariser Kirchen St. Roch und St. Philippe du Roule nicht zum 
> und besten beheimatet, und das dritte Hauptwerk, die Fresken des Treppenhauses 
ngen, im Rechnungshof (der Cour des comptes), wurde bis aut einige Fragmente 
IS — durch Feuer während der Kommune zerstört. Etliche Jahre später nahm 
nung ihm, dem Siebenunddreißigjährigen, der Tod das Werkzeug aus der Hand. 
Piero della Francesca! Immer wieder kehren die Gedanken angesichts der 
sagen Hoheit Chasseriaus zu dem Meister von Arezzo zurück, dessen Gestalten wie 
1856) Säulen stehen und sich gleich Königen bewegen. Nur. wäre zu sagen, daß die 
liche Hoheit Chasseriaus durch eine Anmut gemildert wird, die der Strenge des 
geht Italieners fehlt. Die Linien verlaufen bei ihm weicher, beseelt durch eine 
wies neue Innigkeit des Gefühls. Und das ist es nun, was Chasseriau auch vcn 
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