ChOl- ihnen der Kern der Romantik, der Drang zur Transzendenz, unzugänglich.
Inisse, So bleiben sie in den Außenwerken stecken. Eben ihr Vorzug einer durch
it den ungebrochene Tradition geförderten formalen Begabung hindert sie däran,
h Ro- weiter zu gehen. Vorübergehend werden sie wohl von der deutschen Romantik
Da ergriffen, aber etwa so wie von einem ansteckenden Fieber. Was gemeinhin
SI in Frankreich ‚romantisch‘ genannt wird, verdient mithin für deutsche Be-
. griffe zwischen Gänsefüßchen gesetzt zu werden. Es ist nichts anderes als die
nrich Abweichung von der jeweils herrschenden akademischen Auffassung des
chsen. Klassischen und für sich genommen sehr verschieden gemeint. Eine solche
tele Erscheinung gewährt uns gleich zu Beginn unseres Abschnitts Pierre Prud-
er der hon (1758—1823; Abb. 460, 461, Tafel XLIII). Man hat ihn romantisch ge-
hnten nannt, da er das Widerspiel zu dem doktrinären Klassizismus Davids be-
erster deutete und schwärmerisch-sentimental anmutete. Im übrigen war es seine
m Mission, die Liebesgötter, die Veneres Cupidinesque des achtzehnten Jahr-
Rein- hunderts in das neunzehnte hinüberzuretten. Freilich nicht unversehrt.
S rc Denn der lächelnde Leichtsinn der Fragonard und Boucher war unter den
E auch Schrecken der Revolution und des Etre supreme auf dem Platze geblieben;
} ihm und das amouröse Wesen Prudhons ist mit Weltschmerz gemengt. Auch wäre
ihnen nicht zu vergessen, daß er sich in klassischester Umgebung geformt hat, in
DOUSR Rom, nicht in dem klösterlichen Rom des Mittelalters, das zu den Nazarenern
yeber. sprach, sondern in dem sinnenheißen heidnischen Rom der Antike. Er ent-
sd SS nimmt dem Klassischen die Verpflichtung zu einer sehr sorgsamen Ausbildung.
dep Wie alle französischen Meister des Jahrhunderts ist er ein untadeliger
Land- Zeichner; allein er stellt seine Errungenschaften ganz in den Dienst der
tung Malerei. Sein Klassizismus bildet sich fort unter dem Einfluß von Leonardo
wohl: und Correggio. Namentlich Correggios Liebreiz und sein silbriges Helldunkel,
8 Ge- das den Umriß weich umhüllt, haben es ihm angetan. Und eben, da er in-
reber mitten eines doktrinären auf plastische Klarheit gerichteten Stils vollkommen
Cd 50 Maler bleibt und inmitten der Deklamationen von republikanischer Tugend
lteren die zärtliche Anmut seines Volkes bewahrt, wird er zum berufenen Vermittler
hütet zwischen der versunkenen Welt des Rokoko und der neuen Zeit. Am voll-
Noren kommensten stellt er sich dar in der Entführung der Psyche, dem berühmten
tion, Bild des Louvre (Abb. 461). In wogenden Linien schwebt die Schlummernde
dahin, von Liebesgöttern getragen, eine silberhelle amouröse Vision in nächt-
lichem Dunkel vorübergleitend. — Von einer anderen Seite zeigt er sich in
SE 20T dem von den Göttinnen der Vergeltung und Gerechtigkeit wie von Furien
n be- verfolgten Mörder, einer sehr schaurig gemeinten Nachtszene. Allein die offen-
Denn bare Theatralik und die weiche karessierende Art des malerischen Vortrags
6 mildern in etwas den Eindruck des Grauens. Dies ist gemacht und zubereitet.
lenen Hier spricht die Seele des Meisters nicht aufrichtig zu uns. Obwohl Prudhon
ent- als einer der Berühmtesten seiner Zeit angesehen wurde, gewann er auf die
Ik die Künstlerjugend neben ihm keinen Einfluß, da der Klassizismus Davids alles
oleibt beherrschte. Erst die nächste Generation der Schule von Fontainebleau kehrte
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9 Pauli, Klassizismus III
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