Mit Batoni begegnete er sich in der Theorie. Beide beriefen sich auf die Men
Antike und Raffael. Aber während Batoni ähnlich seinem jüngeren Lands- gleit
mann Canova die Hoheit der Vorbilder in die weiche Gefälligkeit des italie- auch
nischen Spätbarock umbog, gab Mengs das Muster eines kühlen Akademiker- Sie
tums. Nur im Bildnis nähern sie sich einander. Hier blieb auch Mengs, zumal ein
in seinen frühen Werken, ein Kind der älteren Zeit, rokokohaft anmutig bei Aus]
sehr solider Mache (vgl. Propyläen-Kunstgeschichte, Band XIII). Vereinzelt best
klingt auch später noch das Barock bei ihm an, z. B. in seinem predigen- übeı
den Johannes in der Eremitage. Sonst aber bleibt er der Typus des geschick- repu
ten Eklektikers, der in peinlich korrekter Zeichnung und kühlem bunten wie
Kolorit nüchterne Reminiszenzen an Raffael, an die Bolognesen und an die der
Antike mit gelegentlichen Hinweisen auf den von ihm sonderlich geliebten A
Correggio verbindet. Vom Barock entfernt ihn die grundsätzlich andere ein
Raumdarstellung. Er vermeidet die Komposition in die Tiefe und ordnet Aka
vielmehr seine Figuren nebeneinander oder in wenigen Raumschichten hinter- ernt
einander an. Mengs war ein großer Kenner, Sammler und Theoretiker, der male
wie sein Zeitgenosse Reynolds, nur minder sprachgewandt, seine akademische Übu
Weisheit zu Nutz und Frommen des jüngeren Malergeschlechtes niederschrieb. und
Seine Lehren begegneten sich mit denen Winckelmanns und stärkten sein An- Aka
sehen, da sie äußerst zeitgemäß waren. Sein berühmtestes Bild ist das Decken- der
fresko der Villa Albani, Apoll im Kreise der Musen, 1761 gemalt (Abb. 303). das
Es bleibt das Hauptdenkmal seines reineren Klassizismus und wurde von mit
Winckelmann, der diesen Auftrag vermittelt hatte, hoch gefeiert. Neben dem und
Parnaß zeigen wir Mengs in seinem letzten, unvollendet zurückgelassenen ner
Werke, der Verkündigung in der Wiener Galerie von 1779 (Abb. 304). Hier (Tai
nähert er sich wieder dem Barock, die Madonna ist correggiesk bewegt und hau
alle Beteiligten, der knieende Verkündiger, die Engel in den Wolken und den‘
Gottvater selber sind lauter Anmut oder sollen es sein. Aber es fehlt auch hier sent
der Trieb der Seele, der bei naiveren Meistern die Form blühend erfüllt. Mengs (Ab
bleibt, wohin er sich wendet, auf halbem Wege — ein Klassizist der Absicht D
und ein Barockmaler der Tradition. Und so sind auch seine Schriften, die lik:
im wesentlichen nach seinem Tode herausgegeben wurden, ein Kompromiß Leb
und kein Befehl. win
Es war nur natürlich, daß von den beiden stilbildenden Mächten, die in alle!
Mengs zusammenwirkten, ohne zum Ausgleich zu gelangen, das Spätbarock zeri
zunächst die Oberhand behielt, denn es wirkte triebhaft als ein Ausklang gez:
des Vorhergegangenen, während der Klassizismus als theoretische Forderung und
auftrat. So kommt es, daß die nächste Generation der um die Jahrhundert- Um
mitte Geborenen, im Vergleich zum klassizistischen Mengs, einen Rückschritt eng
zu bedeuten scheint — zumal in Deutschland. Der gemeinsame Zug dieser Nat
Maler, unter denen wir Füger, Angelika Kauffmann und Friedrich August und
Tischbein hervorheben, ist eine gefällig sentimentale Mattigkeit. Die Farben- mol
harmonien des Rokoko sind bei ihnen verflaut; die Linienführung — bei ger
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