Full text: Die Kunst des Klassizismus und der Romantik (14)

Mit Batoni begegnete er sich in der Theorie. Beide beriefen sich auf die Men 
Antike und Raffael. Aber während Batoni ähnlich seinem jüngeren Lands- gleit 
mann Canova die Hoheit der Vorbilder in die weiche Gefälligkeit des italie- auch 
nischen Spätbarock umbog, gab Mengs das Muster eines kühlen Akademiker- Sie 
tums. Nur im Bildnis nähern sie sich einander. Hier blieb auch Mengs, zumal ein 
in seinen frühen Werken, ein Kind der älteren Zeit, rokokohaft anmutig bei Aus] 
sehr solider Mache (vgl. Propyläen-Kunstgeschichte, Band XIII). Vereinzelt best 
klingt auch später noch das Barock bei ihm an, z. B. in seinem predigen- übeı 
den Johannes in der Eremitage. Sonst aber bleibt er der Typus des geschick- repu 
ten Eklektikers, der in peinlich korrekter Zeichnung und kühlem bunten wie 
Kolorit nüchterne Reminiszenzen an Raffael, an die Bolognesen und an die der 
Antike mit gelegentlichen Hinweisen auf den von ihm sonderlich geliebten A 
Correggio verbindet. Vom Barock entfernt ihn die grundsätzlich andere ein 
Raumdarstellung. Er vermeidet die Komposition in die Tiefe und ordnet Aka 
vielmehr seine Figuren nebeneinander oder in wenigen Raumschichten hinter- ernt 
einander an. Mengs war ein großer Kenner, Sammler und Theoretiker, der male 
wie sein Zeitgenosse Reynolds, nur minder sprachgewandt, seine akademische Übu 
Weisheit zu Nutz und Frommen des jüngeren Malergeschlechtes niederschrieb. und 
Seine Lehren begegneten sich mit denen Winckelmanns und stärkten sein An- Aka 
sehen, da sie äußerst zeitgemäß waren. Sein berühmtestes Bild ist das Decken- der 
fresko der Villa Albani, Apoll im Kreise der Musen, 1761 gemalt (Abb. 303). das 
Es bleibt das Hauptdenkmal seines reineren Klassizismus und wurde von mit 
Winckelmann, der diesen Auftrag vermittelt hatte, hoch gefeiert. Neben dem und 
Parnaß zeigen wir Mengs in seinem letzten, unvollendet zurückgelassenen ner 
Werke, der Verkündigung in der Wiener Galerie von 1779 (Abb. 304). Hier (Tai 
nähert er sich wieder dem Barock, die Madonna ist correggiesk bewegt und hau 
alle Beteiligten, der knieende Verkündiger, die Engel in den Wolken und den‘ 
Gottvater selber sind lauter Anmut oder sollen es sein. Aber es fehlt auch hier sent 
der Trieb der Seele, der bei naiveren Meistern die Form blühend erfüllt. Mengs (Ab 
bleibt, wohin er sich wendet, auf halbem Wege — ein Klassizist der Absicht D 
und ein Barockmaler der Tradition. Und so sind auch seine Schriften, die lik: 
im wesentlichen nach seinem Tode herausgegeben wurden, ein Kompromiß Leb 
und kein Befehl. win 
Es war nur natürlich, daß von den beiden stilbildenden Mächten, die in alle! 
Mengs zusammenwirkten, ohne zum Ausgleich zu gelangen, das Spätbarock zeri 
zunächst die Oberhand behielt, denn es wirkte triebhaft als ein Ausklang gez: 
des Vorhergegangenen, während der Klassizismus als theoretische Forderung und 
auftrat. So kommt es, daß die nächste Generation der um die Jahrhundert- Um 
mitte Geborenen, im Vergleich zum klassizistischen Mengs, einen Rückschritt eng 
zu bedeuten scheint — zumal in Deutschland. Der gemeinsame Zug dieser Nat 
Maler, unter denen wir Füger, Angelika Kauffmann und Friedrich August und 
Tischbein hervorheben, ist eine gefällig sentimentale Mattigkeit. Die Farben- mol 
harmonien des Rokoko sind bei ihnen verflaut; die Linienführung — bei ger 
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