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Inde Einen Kessel herzustellen, welcher den vorstehenden Grundsäßen entsprach,
ihn gelang zuerst dem Belgier Bellville. Anstatt des cylindrischen Kessel38 ver-
wendete er eine große Anzahl Röhren, sodaß der größte Theil des Wasser3 in
diesen Röhren untergebracht wurde. Dadurch zerlegt er die ganze Wassermenge
in einzelne Wasserstrahlen, welche alle von einer eisernen Heizfläche umgeben waren.
Offenbar kann aber eine Wassermenge, welche über der Heizfläche in geringer
Stärke vertheilt ist, sc<neller verdampft werden, als eine in einem großen Cylinder
angesammelte Wassermenge. Aber auch die Gefahr, welche ein Röhrenkessel dieser
Art bietet, ist durch seine geringe Wassermenge eine geringere. Plaßt ein Rohr
auf, so kann zwar noc< genügend Wasser ausströmen, um Unheil anzurichten,
immerhin aber weniger als beim großen Cylinderkessel, und kann man die Röhren
eng genug- wählen, dann kann die Gefahr für Leben und Gesundheit der Be-
dienenden vollständig beseitigt werden. Man hat deshalb die Wasserröhrenkesjel
dieser Art auch als Sicherheitsröhrenkessel bezeichnet.
Alle Wasserröhrenkessel bieten aber auch den Vortheil, daß man mit geringeren
Wandstärken auskommt als bei Cylinderkesseln, weil die Röhren von kleinem
Durchmesser sind und deShalb einen entsprechend größeren Druck aushalten können
| als die Cyiinderkesjel. Man ist sonach im Stande, ohne übermäßig große Wand-
wird stärken zu erhalten, Dampfkessel herzustellen, die einem sehr hohen Druck Wider-
npf- stand leisten. Da diese Röhrenkessel einen wesentlich kleineren Raum erfordern
fsel. als andere Dampfkessel, und da sie schon de8wegen und wegen ihres geringen
eres Gewichtes leichter transportfähig sind, so haben sie namentlich als Schiffskessel
1ter- eine große Anwendung gefunden.
Dem gegenüber haben die Wasserröhrenkesjsel den Nachtheil, daß bei ihrem
' geringen Wassergehalt die Druckschwankungen groß sind, wenn die Dampf-
entnahme sehr wechselt. Ein Wasserröhrenkessel besteht auch aus einer viel
größeren Anzahl einzelner Theile als ein Cylinderkessel, und er erfordert des8halb
| eine große Anzahl Dichtungsstellen, welche schadhaft werden können.
R Bei der Herstellung von Wasserröhrenkesseln darf nicht vergessen werden,
M daß die Dampfblasen, die sich entwickeln, aus allen Röhren, welche den Heiz-
über . ; ; ; ZD
delt, gasen ausgeseßt sind, schnell entweichen müssen, weil andernfalls die Röhren an
fähr diesen Stellen leicht sich erhizen und krumm werden. Man sollte schon aus
| 8 diesem Grunde einen Wasserröhrenkessel nicht so stark in Anspruch nehmen als
| 2 einen Cylinderkessel, und also seine Heizfläche größer wählen als bei lekterem.
Kr Weil aber die gesammte Heizfläche des Wasserröhrenkessels in einem kleineren
sen, Raume unterzubringen ist, so ist auch darauf zu achten, daß die Röhren jorg-
oth- fältig jo vertheilt werden, daß die Heizgase hinreichende Gelegenheit finden, ihre
8 Wärme abzugeben und nicht unbenutzt, d. h. mit zu hoher Temperatur in die
die Esse entweichen.
rtig - Wir wollen zwei Arten von Wasserröhrenkessel bei der Besprechung von
tn einander halten:
urch Weitröhrige Wasserröhrenkessel und
Engröhrige Wasserröhrenkessel.
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