LO: Expiser Teil: 87.
Fülle von Eigenschaften, die im Gattungswesen liegt, den An-
haltspunkt, um sich zu gruppieren. Das bedeutende Individuum,
worin gewisse Gaben hervorstehen, der gewaltige Mann, der
immer in einer bestimmten Richtung thätig ist, vertritt gerade
durc< seine Einseitigkeit die Gattung reicher als das gewöhn-
lihe, unbestimmte Individuum. Dieses ist, um mit Sc<open-
hauer zu reden, Fabrikware der Natur, es läuft wohl so mit,
bietet aber den Kräften der Gattung keine Axe, um die sie sich
versammeln können. Der flache Mensc< ist Gattungsrepräsentant
nur im animalischen Sinn. Es fehlt nichts, aber es ist auch
nichts da, weil nichts dur< einen Mittelpunkt gehoben, nichts
Relief wird. Sol<he Mens<en geben die Gattung nur in
Masse, der Flügelmann gibt sie allein. „Mein König, wir
sind Männer,“ sagte der erste Mörder zu Macbeth; und dieser
antwortet:
Ia, im Verzeichnis lauft ihr mit als Männer;
Wie Dachs und Windspiel, Hühnerhund und Brace,
Wie Pudel, Wasserhund und Halbwolf alle
Der Name Hund benennt.
I< kann also, wenn ic< das Wesen einer Existenz sehr
individuell darstelle, hiedurch gerade recht seine Gattung und
die in ihr liegende Mac<ht ausdrüken. Wird sich ein ver-
nünftiger Mensc< gefallen lassen, daß der Bildnismaler ihn
flac< verschönert, daß er ihm die E>Fen, Härten, Kanten seiner
Eigenart abglättet, daß er ihm ein fades Konfirmandengesicht
hinmacht? Nein, er wird in seiner bestimmten Eigenart dar-
gestellt sein wollen.
Wo irgend ein Menschenbild vor Sie hintritt, das einen
genialen Meister zum Urheber hat, da werden Sie fühlen: der
hat von außen hineingesehen in die Seele, hat die Formen aus
der Seele herausgesehen. Nur unser ganzes Leben gibt eigent-
li<h den Ausdru>k unserer Persönlichkeit. Und der Bildnismaler
soll das alles fassen. Er muß aus einer ganzen Reihe von
Erscheinungen, die er zudem nur sehr unvollständig kennen ge-
lernt hat, die Quintessenz der Persönlichkeit herausdestillieren.
Sein Werk muß den Eindru> machen, der uns überzeugt, daß
JA