Full text: Das Schöne und die Kunst (1. Reihe)

Einheit in der Vielheit. Begrenzung. 1:17 
man das au<? Allein was sich noh so sehr von selbst ver- 
steht, kann do<h der Aufmerksamkeit entgehen, und deshalb 
haben wir auch von diesen von selbst sich verstehenden Dingen 
zu reden. 
Alles, was in der Welt ist, steht in einem fortlaufenden 
Zusammenhang. So alles, was wir mit dem Auge wahrnehmen. 
Eine Handlung z. B. steht im unendlichen Fluß der Begeben- 
heiten, ist also an sich nicht herausgehoben, aber alles Schöne 
ist ein Heraussc<hneiden des Gegenstandes aus der unendlichen 
Vielheit der Dinge. Also wir geben eine Grenze. Gin Ge- 
mälde ohne Rahmen gefällt niht, man will einen Abschluß. 
Das folgt shon aus dem Begriff: Individuum“). =- Als un- 
teilbare Einheit gefaßt, führt er eigentlich tiefer. Do hier 
soll das noch nicht in Betracht kommen. =- Wir haben gesehen: 
Das Schöne ist sinnenfällig individuell. Und daß es ein Indivi- 
duum sein muß, gilt im weiteren wie im engeren Sinne. Wir 
fönnen auch ein größeres Ganzes, das eine Mehrheit von Jn- 
dividuen in sich befaßt, als ein Individuum betrac<ten. Die 
innere Einheit verhält sih dann zu den Individuen wie die 
Seele, der Geist in einem Individuum zu seinen Gliedern. 
Aber ein Individuum will abgegrenzt sein, herausgehoben aus 
der Unendlichkeit der Zeit oder des Raumes. Also das Geseß 
der Abgrenzung besteht. 
Denken Sie au< an eine schöne Landschaft! In der Natur 
ist der Gegenstand kontinuierlich, er läuft fort und immer weiter. 
Die Landschaft eines Malers ist aber ein Auss<hnitt aus der 
Natur, die ins Unendliche fortläuft. Da ist es nun nicht so 
leicht, sich zu sagen, bis wohin der Maler diesen Ausschnitt 
führen soll. Wo soll er denn sein Bild aufhören lassen? Dies 
führt freilich auf das Innere, denn da kann nur das Gefühl 
entscheiden: bis dahin genügt das Zusammengestellte, damit ein 
ausdru>svolles Bild entstehe; wenn ic< hinzufüge oder weg- 
nehme, störe ich die Bildwirkung. 
Ein Musiker wird ganz wissen, was ich sage. Ein Finale 
H) "Vgl. oben S. 30.
	        
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