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nicht als Göttin des spielenden Liebreizes , des Affektes der
Liebe, sondern als Weltmacht, als die verbindende Kraft in
der ganzen göttlihen Natur. Auch Jphigenie ist anmutig und
zugleih hochedel in ihrem ganzen Wesen und Thun. -- Eine
Verbindung von Anmut und Würde stellten die Griechen be-
jonders in der Here vor. Lesen Sie, was Schiller sagt von
jener wundervollen Büste der Juno Ludovisi in seiner Schrift:
„Aesthetis<e Erziehung des Mensc<hengeschlechts!“ Hier ist in
weiblicher Anmut die höchste göttlihe Würde enthalten. Im ge-
reiften Weib überhaupt haben wir diese Verbindung, in dem
Weib, das von der harmlosen Lieblichkeit der Jungfrau über-
getreten ist in das Leben und sich dort zur vollen Blüte und
Charaktergröße entwidelt hat, ohne den holden Reiz eingebüßt
zu haben.
Kehren wir nun das Verhältnis um! Stellen Sie sich
Würde mit Anmut vor, Männlichkeit, die mit der Stärke die
Weichheit der Sitte vereinigt, geschmeidigte, gesänftigte Härte
des Charakters. Denken Sie an den Spruch: fortiter in re,
Suaviter in modo. So muß einst Perikles gewesen sein, von
dem die Zeitgenossen vor allem die reinste Würde in der Er-
jheinung rühmen. Wer gesehen hätte, wie der den Mantel
hielt auf der Rednerbühne, wie der sich bewegte und sprach,
er hätte gewiß Würde mit Anmut gesehen. =- Die Riesenstatue
des Zeus in Olympia, wie hat sie Phidias behandelt? Das
Haupt in gnädigem Nicken vorgeneigt. Es ist aber do<h das
Haupt des Welterschütterers. Wenn er die Augenbrauen erhebt,
jo donnern die Himmel.
Werfen wir noh einen Bli> auf die Natur. Die Linde,
ein starker, gewaltiger Baum, aber mit zartem, leicht spielen-
dem Laubwerk. Hohes Gebirg mit weichen Linien; bei Palermo
der Monte Pellegrino, der mit so wunderbar melodischem Linien-
s<wung gegen das Meer abfällt. -- Dann die Tierwelt! Das
Roß. Sein ganzer Körper stark wie Stahl und doc< in lauter
wohlgefälligen Kurven verlaufend. Diese Eleganz bei allem
Feuer der Bewegung! Es ist am Ende doch das schönste Tier.
Das Schöne mit seiner Anmut kann sich sogar dem Gräß-
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