20“ Exsiex: Teil. S41.
und das sieht man jedem Menschen schon lange vorher an; es
ist der Staub des erdenschweren Lebens.
Ein Nürnberger Galeriedirektor nahm einen ganzen Abguß
nach dem Körper eines schönen Mannes und stellte diesen Ab-
guß neben eine Antinousstatue, und Sie können nicht glauben,
wie gemein er daneben aussah.
Die Not des Künstlers mit dem Modell mußte hier an-
geführt werden. Denn mit einem kann er sich nicht begnügen.
Da ist eine Form eingesunken, da fehlt etwas, da ist eine un-
passende Linie. Er muß das Ganze seines Werks zusammen-
lesen =“- und wohl ihm, wenn es kein Zusammenfli>en wird,
wenn es in Guß kommt dur< etwas, das er mitbringt. =-
Alles Lebendige hat also zu viel Feinde. Was uns umgibt,
befehdet uns. Niemand ist absolut gesund und vollkommen wohl-
bestellt. Diese allgemeine Gebrechlichkeit spüren wir Lebendigen.
Deshalb thut uns die Ferne so wohl. Deshalb wirken die Gegen-
stände nur in Distanz. Einen Abstand müssen wir nehmen.
Des Menschen ärgster Feind ist der Tod, aber im Tod findet
er auh seine Verklärung. Um monumental schön zu werden,
da gibt es für ven Menschen nur dies einzige Mittel, das ist
etwas teuer und geht etwas s<hwer ein. Um den Preis des
Todes werden wir in der Erinnerung der Menschen zu einem
relativen Idealbild; wenn wir nämlich etwas Redtes geleistet
haben. Da wollen wir an Schillers Wort gedenken :
„Der Tod hat eine reinigende Kraft,
In seinem unvergänglichen Palaste
Zu echter Tugend reinem Diamant
Da3 Sterbliche zu läutern und die Flecken
Der mangelhaften Menschheit zu verzehren." *)
Auf dieses läuternde Feuer streben wir hin. Es ist der
Tod -- es ist aber no< mehr die Phantasie.
Man kann sagen: so schön und groß wie der Tag von
Sedan war , kann kein Dichter ihn dichten. Ein Schifalstag
nac< Jahrhunderten und für Jahrhunderte. Dann sehen wir
H Braut von Meisina, 1V, 9:
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