Full text: Das Schöne und die Kunst (1. Reihe)

Die Epochen der griechischen Kunst.  .d 
kapitolinische Faun, zeugt (wenn auh leider nicht mit originalem 
Stempel) von diesem Zuge. 
In der Architektur herrs<t der ionische Stil mit seinen 
weicheren Formen. Und die Dichter dieser Stilperiode sind 
Sophokles , Euripides, Aristophanes. Sophokles nicht mehr jo 
steil und rauh wie Aeschylos, schon zu stillerer Schönheit hin- 
gewendet, aber do<h no<h wahrhaft groß. Euripides schon nicht 
mehr im Mittelpunkt der hohen griechischen Welt, doch genial. 
Er zweifelt an der Wahrheit der Göttersage =- ein höchst bezeich- 
nender Zug für das erwachende subjektive Leben. Dann Aristo- 
phanes, dieser wilde, dieser „ungezogene Liebling der Grazien“ 
(wie Goethe ihn nennt), der das sinkende Athen so unbarm- 
herzig verspottet, unter dessen Spott aber die tiefe Sehnsucht 
nach der einfachen Sitte des alten Griehenlandes, das Heimweh 
nac<h der Zeit der Marathonkämpfer durc<blit. 
Das wäre, äußerst mangelhaft angedeutet, die dritte Epoche. 
Und diese geht nun in leisen Uebergängen fort zu einer wach- 
senden Auflösung des strengen Adels antiker Kunst. Dabei ist 
aber sehr zu beachten, wie ihre Kunst gegenüber den späteren 
Wandlungen immer no<h großartig erscheint. Sie wirft sich 
nunmehr auf das Individuelle ein, nimmt mehr Stoff aus der 
Wirklichkeit auf. Das ist an sich gut und wäre als Uebergang 
zu einem neuen Stil zu würdigen, aber an diesem neuen stirbt 
der alte, herrschende. Das echte, antike Griechenland wird da- 
durch erschüttert und in seinem Wesen aufgelöst, daß es Alexan- 
der der Große erobert. Wohl schafft Lysippos noc< Herrliches. 
Aber es tritt nun sacht etwas heraus, was wir fast noc< zu 
stark bezeichnen, wenn wir sagen: etwas wie ein theatralischer 
Zug, ein Zeigen der Kunst, ein Zeigen des Könnens. Eine 
leise Spur davon liegt auch im Laokoon, aber man muß es 
sehr schonend ausdrücen. 
Dann geht es hinein in immer üppigere Pracht. Schon 
in der dritten Periode war zum ionischen das korinthische Kapitäl 
gekommen, das die prunkliebenden Römer als das reichste vor- 
ziehen. Zur Freude an Pomp und Sc<wulst gesellt sich die 
Neigung zum Kolossalen. Dabei wird die Naturnac<hahmung 
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