Einleitung. 19
. frei, heiter, rein. „Es sind die heiteren Regionen, wo die reinen
Ni Formen wohnen.“ Die reinen Formen, damit meint Schiller
A die von Erdenfle>en freien Formen. In diese selige Welt führt
x unsere strenge Wissenschaft.
82 Das Scöne will gar nichts als erfreuen, edel erfreuen,
1, so daß die Freude eine Erhebung ist. Die Kunst veredelt un-
n gesucht. Es ist uns nie wohl im Gemeinen; und so ist freilich
in die Kunst auch völkererziehend. Ihre Welt ist angstlos. Auf
it dem Leben liegt so ein eigentümliher Dru&. Der muß noch
pr nicht lange gelebt haben, der nicht verspürt hat, wie ein Ge-
4 spensterhauc< über dem Leben webt. „Cs geht ein finsterer Geist
ee durch dieses Haus“, können wir auch im Leben oft sagen. Das
we vergessen wir in der Kunst, weil sie uns in einem reinen Schein,
n der aber nicht inhaltslos ist, sondern Wahrheit ausstrahlt, das
ox Gefühl und die Vorstellung einer vollkommenen, einer har-
ie monis<en Welt gibt 5). Im wirklichen Leben gehen wir keinen
)r Schritt, von dem wir gewiß wissen, daß nicht im nächsten Augen-
n bli ein Konflikt kommt, aus dem wir nicht rein hervorgehen.
w Das dürfen wir in der Kunst vergessen.
„Nur der Körper eignet jenen Mächten,
Die das dunkle Schicksal flechten;
er Aber frei von jeder Zeitgewalt,
er Die Gespielin seliger Naturen,
Wandelt oben in des Lichtes Fluren,
15 Göttlich unter Göttern, die Gestalt.“
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1- Die reine Kunstgestalt ist in dieser Welt, aber nicht von
dieser Welt; sie steht in ihr wie ein seliger Geist. So wirkt
zr aber nur wahre, hohe Kunst. Sie verklärt, was sie in die Hand
i" nimmt.
es Goethe sagt in Wahrheit und Dichtung: „Die wahre Poesie
i kündigt sich dadurc< an, daß sie, als ein weltlihes Evangelium,
er durc< innere Heiterkeit, durc< äußeres Behagen, uns von den
ü, irdischen Lasten zu befreien weiß, die auf uns drüken. Wie
ein Luftballon hebt sie uns mit dem Ballast, der uns anhängt,
es "
mn. 1) Vgl. oben S. 4.