Full text: Das Schöne und die Kunst (1. Reihe)

2 Exsier Teil. 81. 
Wir müssen nun aber auc< dana<h fragen, womit es in 
fremden Sprachen bezeichnet wird. Das griechische x2.A65 stammt 
wahrscheinlich von dem Sanskritworte kal-ja-8 = gesund, an- 
genehm, und gewann offenbar schon früh die Bedeutung, die wir 
heute mit „schön“ verbinden. So bei Plato. Er sagt unter- 
sheidend: die Seelen schauen die Urbilder des Wahren, des 
Guten, des Schönen. Heute aber bedeutet xa2x6< ein Mittelding 
zwischen schön und gut, nämlich: rec<ht, in dem Sinne: mach 
das rec<t. Für schön in unserem Sinne brauchen die Neugriechen 
das Wort 8d1woppos: wohlgestaltet, reif, harmonisc< ausge- 
wachsen. 
Das lateinische pulcher stammt wahrscheinlich von derselben 
Wurzel wie fulgere und bedeutet etwas Glänzendes. 
Bellus ist vermutlich aus benulus, dieses aus benus = bonus 
entstanden, und bezeichnet etwas, das so re<ht nett, ordentlich, 
hübsch ist. Daher beau und zum Teil das englische beautikul. 
Das englische fair kommt von dem angelsächsischen faeger 
(ahd. fagar), was so viel wie: klar, fle>enlos, weiß, heiter, 
schimmernd heißt. 
Also s< ön hat erst nach und nah die Bedeutung gewonnen, 
die wir jekt damit verbinden, nämlich: in die Sinne leuchtend, 
aber mit dem Ausdru> des Jdeals, des Tieferen. 
Wir brauchen für unser wissenshaftliches Gebiet ein Wort, 
das alles umfaßt. So braucht die Moral das Wort gut. Und 
so gilt für alles, was die Aesthetik behandelt, das Wort schön. 
Dabei sind auch die scheinbaren Gegensäße des Schönen ein- 
geschlossen, wobei ästhetische Lust durc< vorübergehende Unlust 
erfauft wird. 
Sie wissen, man hört oft in Galerien sagen: „nicht eben 
schön, aber <arakteristisch ausdru>voll“, und zwar urteilen wir 
so über Kunstwerke, die wir wirkliß als solche ansehen. Es 
gibt eben im Schönen verschiedene Wendungen. Schön nennen 
wir daher auch, was mehr <arakteristisch ist als „schön“. Devr- 
artiges ist, sozusagen, auf einem Umweg schön. Die Scön- 
heit muß da in anderen Dingen, in anderen Teilen der Er- 
scheinung liegen, als wo man sie sucht, wenn man nur auf 
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