Full text: Das Schöne und die Kunst (1. Reihe)

Geruch. Gesicht und Gehör. as 
it. immer mehr oder weniger zurücktreten. Damit ist schon die 
er ästhetische Ueberlegenheit des Auges ausgesprohen. Zn der 
eil Distanz bleibe ich mit dem Geschauten ruhig. Es drängt sich 
as nicht auf, und ich verhalte mich zu ihm ganz frei. So findet 
9 ein klarer Gegensc<lag zwischen Objekt und Subjekt statt. Die 
v Seele kann dabei gelassen mitthun. Das Gesicht ist also ein 
iE rein betrachtender, kontemplativer, d. h. objektiv auffassender-Sinn 
ge und deshalb im Schönen der wichtigste, der am nahdrüclichsten 
ii“ beteiligte. 
1: Wir haben uns bereits erinnert, daß im Sehen etwas vom 
fe Tasten nachwirkt. Der Mens< und das Tier lernt nicht sehen, 
in ohne sich sehr oft gestoßen zu haben. Denn wir sehen die Dinge 
in eigentlich nur als Flachbilder; und daß sie räumlich sind, würde 
1: uns das Auge allein nicht sagen; das lernen wir erst durch 
Il: das Begreifen (im ursprünglichen Sinne des Worts). Kaspar 
| Hauser, jener geheimnisvolle, von unbekannten Menschen in 
Ie dunklem Raum herangezogene Findling, hielt eine Landschaft, 
vom offenen Fenster aus gesehen, für ein Bild und griff nach 
dem Mond. Jndem wir die Formen sehen, ist unser Tastsinn 
no< nachwirkend. Er ist sozusagen implicite oder latent im 
n Auge vorhanden, verborgen in ihm eingehüllt, heimlich in ihm 
X Gesichtseindrüc>ke können nun wohl auch stoffartig wirken, 
Begierde oder Abscheu unmittelbar hervorrufen, aber das kommt 
d nicht so leicht vor wie bei den Wahrnehmungen der zuvor 
r genannten Sinne. Jeder kann parteilos dabei sein. Und es 
n tritt, wie sich später zeigen wird, eine ganz andere, höhere 
Wirkung hinzu. Bloß Formen, Farben gewinnen für die ästhe- 
n tis<e Betrachtung den Anschein geistigen Lebens. Wir legen 
Ü ihnen unbewußt etwas Seelisc<hes bei. 
Das Gehör nimmt die Schallwellen auf, welche dur< 
1 Vibrieren eines Körpers hervorgebracht werden. Dieser verrät 
1 ihm in seiner Klangfarbe das Ganze seiner inneren Textur. 
1 Und in der Stimme des Mensc<hen gibt sich dem Gehör seine 
: Seele und Stimmung kund, in der Sprache sein Denken. So 
steigt das Gehör zu gleicher Höhe wie das Gesiht. Es offen- 
Er
	        
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