' Erster Teil. 8 4.
Stücken , Gliedern eines einheitlihen Ganzen werden. Aber,
wie der Paragraph sagt: „Form ist nicht selbst Stoff, nur
Gejamtwirkung aller Teile des Stoffs, in diesem
Sinne nur Oberfläche, also sinnlih-unsinnlich“, un-
greifbar, bloßer Schein. Das ist das Eigentümlihe, nicht
leiht zu Denkende an der Form, daß sie an Sinnlichem er-
jheint, sinnlih bedingt und doh, sinnlih genommen, ein
Nichts ist.
Sehen Sie z. B. eine Statue an, oder eine lebendige
Mensc<engestalt! Was ist eigentlich daran Form? Bei der
Statue ist sie überall da, wo der Marmor oder das Erz auf-
hört, wo nichts mehr ist. Ueberall da hat der Bildhauer weg-
geschlagen, wo er will, daß der Stoff nicht weiter gehen soll.
Im lebendigen Mensc<enleib ist die Masse überall bis zu einer
gewissen Grenze ges<hoben, wo seine wirksamen Kräfte nicht
mehr weiter vorwärts gehen.
Hogarth gibt den Rat, jeden Gegenstand so zu betrachten,
„als ob alles, was inwendig darinnen ist, so rein herausgenom-
men sei, daß nichts übrig bleibt, als eine dünne Schale, die man
sich aus reinen Linien gebildet vorstellen muß und deren innere
und äußere Fläche natürlich ganz gleich ist“. Ferner macht er
zu diejem Zwecke folgenden Vorschlag: Man nehme eine Figur
von Wachs, ste>e, so viel man kann, Drähte hindur< und
streihe ihre frei herausragenden Teile mit einer Farbe an.
So hat man überall, wo die Farbe aufhört, die Form. Durch
Punktieren bezeichnet sich der Bildhauer die Grenzen, bis zu
welchen vom Marmor wegzuschlagen ist. Die Totalität dieser
Punkte ist kein Etwas. So erweist sich auf dem umgekehrten
Weg, von außen nach innen, was an der lebendigen Gestalt
von innen heraus erscheint. Wo der Körper seine Masse nicht
weiter getrieben hat, da ist die Form. Sie liegt in seinen
Grenzen. Sie befindet sich, wo er aufhört und ist doch sein
Produkt. Die Oberfläche der Dinge ist eben da, wo sie enden,
aber freilih mit dieser Oberfläche berühren sie sich auch mit
uns. Also ein Etwas und ein Nichts, ein Nichts und ein
Etwas.
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