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scheiden. Alles dies sind Phantasien, die sehr sonderbar er-
scheinen, falls man nicht genau weiss, was objektiv und sub-
jektiv wirklich ist, die nach unseren Sätzen aber geprüft
werden können daraufhin, inwiefern ihnen Wirklichkeit zu-
kommt.
Il. Das Objective an der Zeit.
Die Zeit hat in mancher Beziehung eine solche Aehnlich-
keit mit dem Raume, dass man schon dadurch verlockt wird,
ähnliche Sätze über ihr Wesen aufzustellen. Indessen erfordert
sie durchaus eine selbständige Prüfung. Denn sie ist etwas
Anderes und hat trotz ihrer Aehnlichkeit und Mannigfaltigkeit
zunächst die Besonderheit der Ausdehnung in nur einer
Richtung — zur Zukunft vorwärts und in die Vergangenheit
rückwärts, dann aber die Eigentümlichkeit des‘ vor allen
anderen ausgezeichneten Zeitpunktes der Gegenwart.
Da man zu sagen pflegt, nur im Augenblicke der Gegen-
wart sei alles wirklich, und dies eine besondere Schwierigkeit
gegenüber den übrigen Augenblicken bietet, so werden wir
uns zunächst noch nicht damit beschäftigen, was objectiv an
der Zeit wirklich ist, sondern mit unserer Vorstellung einer
Zeitstrecke, In der Vorstellung können wir ganz wohl eine
Zeitstrecke umfassen, z, B. sagen: wir stellten uns eine Zeit
von etwa einem Jahre vor; es fragt sich aber, ob es möglich
ist, sich diese Zeitstrecke oder diesen „Zeitraum“ — beides
sind Bilder, die in der Sprache wohl darum gebraucht werden,
weil der Raum sinnlicher erscheint — ganz für sich vorzu-
stellen, oder ob etwa, ohne dass wir es sagen, dabei doch
noch mehr vorgestellt wird. Man versuche, sich ein Jahr
vorzustellen, ohne dass man dabei irgendwie die Einteilung in
Tage mit vorstellt, ohne dass man dabei etwa an eine Zeit über
das Jahr hinaus denkt! Lässt man wirklich gewaltsam alles fort,
was im einzelnen innerhalb eines Jahres geschehen kann oder