Full text: Eine mögliche Wesenserklärung für Raum, Zeit, das Unendliche und die Kausalität

m EL 
geschehen ist, lässt man jeden Gedanken an die Vergangenheit 
und Zukunft vor und hinter diesem Jahre fort, so wird die 
Länge dieser Zeitstrecke völlig verschwommen. Es ist ganz 
gleichgiltig, ob man sich statt dessen etwa nur eine Minute 
vorstellte. Natürlich darf man nicht das Verhältnis von Jahr 
und Minute in der Vorstellung behalten. Vielmehr frage man 
sich, ob man beim Ausgehen von einer Minute mit dem, was 
darin vor sich geht, mit ihrem Verhältnis zur Stunde und zum 
Tage und beim absichtlichen Fortlassen aller dieser Be- 
ziehungen noch irgend welche bestimmte Zeitstrecke in der 
Vorstellung behält oder ob die dann noch versuchsweise fest- 
gehaltene Vorstellung anders ausfällt, als wenn man ähnlich 
vom Jahre ausgeht. Auch hier muss man ganz und gar von 
inneren Erlebnissen absehen. Wie man beim Raume die 
Grösse des Körpers fortlassen und nun versuchen kann, noch 
die Vorstellung einer Strecke festzuhalten, so könnte man auch 
hier versuchen, alles, was etwa im Laufe einer Minute im Geiste 
vor sich gehen kann, fortzulassen und nur noch den Zeitraum 
festzuhalten. Dieser Versuch misslingt, es bleibt kein be- 
stimmter Zeitraum mehr, es ist ganz einerlei, von welcher Vor- 
stellung man ausging, von der einer Sekunde oder der von 
Millionen Jahren, das Resultat ist überhaupt nicht mehr die 
Vorstellung einer bestimmten Zeitlänge, sondern nur noch der 
Begriff (!) irgend einer Zeitlänge. Wir kommen mithin auch 
hier zu folgendem Satze: 
Satz von der Unmöglichkeit der Vorstellung einer 
bestimmten Zeitstrecke. Es giebt nicht die Vorstellung 
einer bestimmten Zeitstrecke für sich. 
Man sagt, man stelle sich vor, die Zeit sei unendlich lang 
und könne nie einen Anfang gehabt, nie ein Ende haben. Ist 
es wahr, dass man sich die Ewigkeit für sich vorstellen kann? 
So viel ist gewiss, dass man jemanden auf die Ewigkeit bringt, 
indem man ihn veranlasst, sich irgend welche Zeitstrecken 
zusammen Vorzustellen, daran andere zu knüpfen usw. und 
sich schliesslich zu fragen, ob diese Anknüpfung ein Ende 
nehmen müsse. Dann antwortet jeder: nein Aber bei dieser
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.