6. Die kinetische Wärmetheorie 83
ir damit nicht berechtigtere Willkür, als wenn wir in der physikalischen Akustik
digen Induk- unter Ton und Schall nur die schwingenden Bewegungen der Stoffe
wir aufidiese verstehen‘ und von einer Sinnestäuschung bei allem sprechen, was
aß e= deshalb außerdem etwa noch das Ohr zu einer Tonempfindung anregen kann.
Eve FÜr une Sowenig das Ohrensausen eines Fieberkranken ein Objekt der physi-
; per defini- kalischen Akustik ist, sowenig sind die Fieberhitze (die nicht nur durch
stets. mit dem die geringe Temperaturerhöhung entsteht) oder die obengenannten Fälle
nichts anderes von „brennendem Schmerz“‘ ein Objekt der physikalischen Wärmelehre.
yuck“ des ei: Sonst könnte man auch ein geträumtes Konzert der Akustik und den
oraktisch nach bekannten Traum vom Fliegen der Mechanik zuweisen. Der Zweck
‚endeine Weise der Physik ist es gerade, durch die gegenseitige Kontrolle der Sinnes-
zu —, daß in empfindungen mit Hilfe des Verstandes ein von den Sinnesempfin-
igen Tempera- dungen möglichst unabhängiges, die Gewähr seiner Richtigkeit in
‚nau genug der sich selbst tragendes Bild der Wirklichkeit zu entwerfen (s. S. 25{f.).
uns nichts, Zu Dazu sind solche genauen, nur scheinbar willkürlichen Definitionen
tur“ zu gelten wie die angeführten ein unentbehrliches Mittel.
ug diese „Tem- Man kann freilich dem entgegenhalten und hat auch oft genug dies
dabei ist nichts der Physik vorgehalten, daß bei allem diesem Vergleichen, Kombinieren
klar sind; daß und Analysieren wir doch nimmermehr aus dem Bereich der Sinnes-
. sowiest schon empfindungen herauskämen und so im Grunde nur ein unbekanntes X
ähls längst frei auf ein anderes Y zurückführen können. Wenn z. B. die kinetische
D alle Erschei- Wärmetheorie die Wärme in Bewegungen auflöse, so sei damit im
ı zurückführen Grunde nichts wahrhaft erklärt, da ja die „Bewegung“ doch ebensogut
die Molekular- auf bestimmte Sinneseindrücke zurückgehe wie die Wärme. Das ist
‘ben: wenn man in gewissem Sinne richtig. Und doch ist das Wichtigste dabei über-
fühl verstehen sehen. Es ist nämlich keineswegs gleichgültig, ob ich in der Wärme
£ Wärmegefühl und der Bewegung zwei verschiedene, in ihrer Isoliertheit mir doppelt
ı Erscheinungen unverständliche Sinneserfahrungen nebeneinander habe oder ob ich
Tall ist, wußten beide auf nur eine Unbekannte reduziere. Nur auf diesem Wege
; ja die Thermo- der Reduktion der Erscheinungsgruppen aufeinander oder
jesschlüssen. uns auf ein drittes Gemeinsames, beiden zugrunde Liegendes
*_ Dahin gehört ist es überhaupt möglich, eine Antwort auf die Frage, was
Taut_ „brennen“. die Wirklichkeit sei, zu finden. Wenn das schließlich dann nur
y, daß hier das eine relative Antwort vom Standpunkte der Erkenntnistheorie werden
rgeschwindigkeit sollte, wenn das unerkennbare ‚Ding an sich‘ hinter dieser Wirklich-
sch ohne Zweifel keit uns als ewig verborgenes Rätsel weiter wie bisher bestehen bleiben
Damit. meinen sollte — gut, das kann der Physik dann gleichgültig sein. Von ihrem
at normalerweise Standpunkte aus liegen keine Rätsel mehr vor, sobald — alle auf ein
er nicht vorliegt. einziges reduziert sind. Das klingt wie ein Widerspruch, ist aber den-
Alles andere, noch keiner. Es ist nämlich leicht einzusehen, daß das Rätselhafte an
nlassen kann; einer Erscheinungsgruppe zunächst nur in ihrer Isolation besteht. Das,
;hysikalischen was als „brutale Tatsache‘ so ohne Zusammenhang mit anderen da-
‚rößere oder un- steht, das erscheint uns eben deshalb als rätselhaft und fordert die
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