7. Entwicklung der Lichttheorie 99
Haupt- jetzt statt der speziellen mechanischen „Schwingung“ wieder den all-
lie an- gemeineren Begriff der periodischen Zustandsänderung, so erhalten wir
st ein- den entsprechend verallgemeinerten Begriff einer ‚Welle‘. Eine
et sich Welle im physikalischen Sinne bedeutet demnach eine sich
sen, an mit endlicher Geschwindigkeit im Raume ausbreitende
mM vor- periodische Zustandsänderung überhaupt. Irgendeine physi-
Unter- kalische Größe, wie etwa eine Temperatur od. dgl., wird an einer Stelle
mmen. willkürlich periodischen Änderungen unterworfen, und diese Änderungen
tischer ergreifen die Nachbarschaft, weil zwischen der betreffenden Stelle und
radezu dieser irgendwelche Verbindungen bestehen. Welcher Art die betreffende
e ganz physikalische Größe ist, die sich dann an jeder Raumstelle periodisch
‚dekre- ändert, aber an jeder folgenden immer etwas verspätet gegen die vor-
entlich hergehende, und welcher Art weiter die „Verbindungen“ sind, ist
Pro- einerlei. Den Abstand zweier Raumpunkte, die gerade um eine volle
je etwa Periode hintereinander zurück sind, nennt man auch in diesem über-
alische tragenen Sinne eine Wellenlänge 2. Zu ihrer Zurücklegung gebraucht
chwin- die Welle offenbar die Zeit einer vollen Schwingungsperiode T. Dem-
5 ZU- nach gilt für alle Wellenvorgänge (nicht nur die mechanischen) die
n und Gleichung c = 4/T oder, falls man statt der Schwingungsdauer T die
Bewe- Zahl der Schwingungen pro Zeiteinheit n” = 1/T einführt, c=n "4.
denkt Diese Gleichung, die wir noch oft gebrauchen müssen, ließ sich hier
eist an nicht gut übergehen.
immte Bis hierhin handelt es sich nur um eine Erweiterung der beiden
‚ näm- Begriffe Schwingung und Welle, gegen die vernünftigerweise niemand
Sinus- etwas einwenden wird. Es steht der Physik frei, wenn es zweckmäßig
zenden ist, den Worten einen weiteren Sinn beizulegen, als sie bis dahin gehabt
durch haben. Den Schritt aus der Physik in die Erkenntnistheorie
st wohl hinein tun wir erst dann, wenn wir nun im Hinblick auf die
e selbe Lichttheorie, wie es gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts üblich wurde,
an Zu- erklären, daß es angesichts dieses erweiterten Begriffs von
rfolgt. Schwingung und Welle keinen Sinn mehr habe, zu fragen,
ch ab- wer oder was denn eigentlich im Lichte schwingt. Man solle
selbst- sich vielmehr damit begnügen, in den betreffenden Gleichungen einen
<«Öönnen Formalismus zu haben, der auf alle Schwingungen und Wellen (in
jeratur diesem erweiterten Sinne) paßt, und zu zeigen, daß sich aus diesem
lischer Formalismus die Eigenschaften des Lichts zwangläufig ergeben. Mehr
Begriff als solche Beschreibung der Tatsachen in geeigneten Forma-
Sinne lismus habe ja doch die Physik überhaupt nicht zu beanspruchen.
chwin- Hier haben wir die positivistische Haltung in Reinkultur.
tischer Wir sehen an einem Schulbeispiel ihre Verdienste und auch
ıft auf ihre Gefahren vor uns. Das erstere besteht darin, daß diese „„forma-
später listische‘“‘ Lichttheorie uns nunmehr in der Tat befreit von jenen An-
ir hier schauungsschwierigkeiten der älteren mechanischen (elastischen) Licht-