90 I. Kraft und Stoff
theorie. Läßt man die Frage, wer oder was denn nun eigentlich im
Lichte schwingt, unbeantwortet (man dekretierte sie ja einfach als un- .
beantwortbar aus der Physik hinaus), so fallen natürlich auch jene Die
Schwierigkeiten weg, die der mechanischen Theorie daraus erwuchsen, Wend,
daß dem leeren Raum die Eigenschaften eines absolut elastischen festen Galv
Körpers beigelegt werden sollen, damit in ihm transversale Wellen mög- hatte
lich wären. Schon Huygens hatte den Raum in diesem Sinne, sofern elektr:
er Träger der Lichtwellen sein sollte, mit einer zwar unwägbaren und Wirku
unsichtbaren, gleichwohl aber vorhandenen Substanz, dem Licht- elektr
äther, erfüllt gedacht, den er sich allerdings, da er nur Longitudinal- PER
wellen annahm, nach Art eines außerordentlich dünnen Gases denken nennt,
wollte. Jetzt fiel dieses sowieso ungreifbare und daher der ‚‚meta- fernur
physischen Hypostasierung‘““ an sich verdächtige Etwas einfach fort.
Man brauchte den Äther nicht mehr, man brauchte ja nur Formeln,
die beschreiben, wie sich das Licht in quantitativer Hinsicht verhält. Die &
Es ist das unbestreitbare Verdienst der positivistischen Kritik, daß sie gesetz
in solchen Fällen wie dem vorliegenden die Theorie von den über- Grunc
flüssigen und hier ganz undurchführbaren allzu speziellen Anschauungs- und d:
elementen (dem Bildhaften, s. oben) zunächst einmal befreit. Es ist tation
aber ihr Fehler, daß sie damit ein Problem erledigt glaubt, Wirku
das beidiesem Verfahren überhaupt nicht einmalaufgeworfen Poiss
wird, das aber gleichwohl bestehen bleibt und nur vorläufig zurück- die Be
gestellt ist. Dieses Problem heißt in unserem Falle: Welcher Art ist Wegeı
denn nun aber schließlich die Größe, deren periodische Änderungen das Weltb
Licht ausmachen ? Soll es der Physik verwehrt sein, diese Frage über- Wir
haupt aufzuwerfen ? Sobald der Positivismus diese negative Forderung einen ]
aufstellt — und er hat das auch im vorliegenden Falle mehr wie einmal Dr N
getan —, überschreitet er seinerseits die zulässigen Grenzen und wird denken
zum negativen Dogmatismus. (Aller Positivismus sollte richtiger Feld. |
Negativismus heißen, denn er lebt ausschließlich von der Negation.) DEE
Jetzt dekretierte er seinerseits willkürlich eine Frage hinweg, die, man ganze ]
mag die Sache drehen wie man wolle, nun doch zuletzt die eigentliche die Ric
Kernfrage an der Sache war, und gegen die aller bloßer Formalismus Ka
bloß das äußere Kleid darstellte. Daß dies im Falle der Lichttheorie tung d
sich so verhält, ist offenkundig, seit wir durch Maxwells und Hertz’ rn
Forschungen jene Frage nach der Natur der sich im Licht periodisch Masse,
ändernden Größe tatsächlich beantworten können. Nach der nur scheint
formalistischen (d.h. positivistischen) Lichttheorie hätte diese Frage A
nicht einmal einen Sinn gehabt, während sie tatsächlich den eigent- Mather
lichen Kernpunkt der späteren Einsicht in das Lichtproblem bildet. und. m,
Um nun dies näher zu erklären, müssen wir vorher ein wenig in die en (
moderne Elektrizitätslehre hineingehen. Dies a]
weise, «
mather