Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

9. Atomistische Theorie der Elektrizität (Elektronentheorie) 113 
‚her stets als erwähnten Fall des Bleis, immer negativ oder wenigstens nicht mit Sicherheit 
Berzelius’ positiv gewesen. Aus diesem Befunde ist nicht gut ein anderer Schluß zu ziehen 
ıts gegolten. als der, daß demnach wohl unsere chemischen Elemente, die sich heute auf der 
ner minera- Erdoberfläche finden, einheitlich zu einer bestimmten Zeit gebildet sind und sich 
erst nachträglich voneinander gesondert haben. Es erscheint jedoch immerhin 
noch denkbar, daß man über kurz oder lang doch einmal einen Fall findet, wo 
das gleiche Element verschiedener Herkunft auch verschiedenes Atomgewicht 
zeigt, wie es ja bei dem gewöhnlichen und dem Uranblei tatsächlich der Fall ist. 
— In neuerer Zeit ist übrigens auch die Physikalische Trennung der Iso- 
#—75 topen in einigen Fällen geglückt. Als Methode kommt hauptsächlich die Dif- 
76 fusion der Gase in Betracht, deren Geschwindigkeit vom Atomgewichte abhängt. 
17 Mittels ihrer hat man z. B. ein Quantum Chlor in zwei Portionen von etwas ver- 
—78 schiedenem Atomgewicht trennen können. Auf ähnlichen Wegen hat sich fest- 
stellen lassen, daß die schwache Radioaktivität des Kaliums auf die geringe Bei- 
—20 mengung des Isotops Kı, zurückzuführen ist, während das die Hauptmenge bil- 
dende K,, inaktiv ist. Ersteres läßt sich durch Destillation anreichern, womit 
ze zugleich die Radioaktivität zunimmt 79). 
Die so gewonnenen neuen Kenntnisse eröffnen den Weg zu einer 
SL Physik des Atomkerns, über die freilich bis heute noch recht wenig 
En sicheres Material vorliegt. Die Tatsache der Isotopie beweist jedenfalls 
N S so viel, daß die gleiche resultierende Kernladung, von der allein der 
- 8 Platz im System abhängt, auf verschiedene Weise, also bei ungleichem 
29 Aufbau des Kerns aus seinen Unterbestandteilen, erzielt werden kann. 
-30 Welches aber diese Unterbestandteile eigentlich sind, darüber wissen 
wir leider bisher recht wenig??, Der Umstand, daß so zahlreiche radio- 
= 32 aktive Elemente x-Teilchen (= Heliumkerne) aussenden, legt die An- 
nahme nahe, daß solche vielleicht schon in den höheren Atomkernen 
vorhanden sind. Andererseits erweisen sich die von Aston bestimmten 
Einzelatomgewichte alle als sehr nahe ganzzahlig. Damit gewinnt die 
schon 1815 von dem englischen Arzte Prout ausgesprochene, später 
aber wegen der anscheinenden Nichtganzzahligkeit der Atomgewichte 
wieder aufgegebene Hypothese ein ganz neues Gewicht, daß Wasser- 
stoff (H = 1) das Urelement sei, auf das vielleicht alle anderen 
zurückzuführen sind. In diesem Sinne nennt Rutherford den Wasser- 
" stoffkern Proton und denkt sich alle höheren Atomkerne aus solchen 
und aus Elektronen aufgebaut, so daß wir nunmehr tatsächlich nur 
noch zwei Urelemente haben würden. Diese Hypothese hat er 
ta durch Versuche gestützt, die ebenfalls rasch zur Berühmtheit gelangt 
N und unter dem Namen der „Atomzertrümmerung‘“ auch dem 
SF größeren Publikum bekanntgeworden sind. Rutherford „beschoß‘“‘ 
\rgon, Stoffe wie Paraffin u. a., die neben Wasserstoffatomen Kohlenstoff-, 
Sauerstoff-, Stickstoffatome u. a. enthalten, mit x-Strahlen des RaC, 
MOSE welche von allen bekannten Korpuskularstrahlen die größte Energie 
nicht doch besitzen. Er beobachtete dabei mit Hilfe der Wilsonschen Nebel- 
uteten, daß methode, daß in vereinzelten Fällen beim Zusammenstoß von solchen 
N X-Teilchen mit den anderen Atomen starke Ablenkungen der «-Teil- 
dein Open. chen und gleichzeitig vom selben Punkte aus sekundäre Strahlen auf- 
Bavink, Ergebnisse. 5. Aufl. 
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