Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

10. Die Relativitätslehre und die allgemeine Feldlehre 121 
vird, dann demnach eine andere Kinematik (s. S. 42) zugrunde gelegt 
Hypothese werden. Letzten Endes liegt das daran, daß dem „leeren 
ß ja aller Raum“, der nach Einstein wirklich leer ist, tatsächlich ja 
‚ die doch die Konstante c eigentümlich ist. Wenn diese also keine physi- 
Ladungen kalische Eigenschaft eines „Äthers“ darstellt, so bleibt nichts übrig, 
ılge haben als sie zu einer kinematischen, d.h. zu einer Eigenschaft unseres 
irlich von Raum-Zeit-Schemas an sich zu machen (s. unten). 
Hilfshypo- Mathematisch gesprochen muß die Forderung so heißen: Ist x, y, z ein räum- 
alle Maß- liches Koordinatensystem eines Beobachters, 4 die von ihm mittels einer Uhr ge- 
hat Ein- messene Zeit, x‘, y', z', t’ die entsprechenden Größen für einen zweiten Beob- 
achter und bewegen sich beide Systeme (Beobachter) gegeneinander mit der rela- 
;n kurzem tiven Geschwindigkeit v, so dürfen alle Naturgesetze ihre mathematische Formu- 
Einstein lierung nicht ändern, wenn man von dem einen System auf das andere übergeht. 
ıs gemein- Dies ist aber hinsichtlich der elektromagnetischen Grundgleichungen Maxwells 
; nur möglich, wie schon Lorentz erkannt hatte, wenn der Übergang von einem 
)6 €S Eıne System zum anderen durch Formeln ausgedrückt wird, in denen das Verhältnis 
lt, darauf der relativen Bewegungsgeschwindigkeit zur Lichtgeschwindigkeit (v/c = ß) eine 
wir von Rolle spielt und in denen 7’ nicht gleich £ ist®1). 
ergleichen Das am meisten in die Augen Fallende an der Sache ist zunächst, 
orstellung daß auch die Zeit mit transformiert wird (’ nicht gleich £ ist), d.h. 
gebraucht daß jeder Beobachtungsort seine eigene Zeit hat und daß 
die Über- also zwei Ereignisse an verschiedenen Orten, die für den 
beispiels- einen Beobachter gleichzeitig sind, es für den anderen im 
leren ver- allgemeinen nicht sind. Es hält außerordentlich schwer, sich in 
geschwin- diesen Gedanken einzuleben, da uns allen die Vorstellung der einen 
signal ge- allgemeinen Weltenzeit (tempus absolutum, quod aequabiliter fluit, 
t mit der sagte Newton) im Blute steckt. Es gehört ein ähnliches Saltomortale 
il bisher des Denkens dazu, wie es etwa das Kopernikanische Weltsystem für 
Voraus- dessen. Zeitgenossen bedeutet haben muß. Die Lorentzsche Kontrak- 
ch zweier tion (s. oben) ergibt sich hier als Folgerung, aber nur in dem Sinne, 
genseitige daß der Stab, der für einen mit ihm fest verbundenen Beobachter die 
‚uch der Länge / natürlich behält, für einen anderen, gegen dessen Standort er 
h maß- sich bewegt, die „scheinbare“ Verkürzung (auf {yL— 6?) erfährt. Nicht 
ı anderen die physikalische Ursache der vom „Äther“ auf die Materie aus- 
Ulgemeine geübten ‚Kräfte‘ macht es also, sondern die rein kinematische 
die aller- Tatsache der Relativbewegung läßt es so erscheinen. 
man die Im übrigen will ich nicht verfehlen, hier eine Bemerkung einzu- 
Nur unter schalten, die sich mir im Verfolgen der populären Literatur über die 
\ıematisch Relativitätstheorie häufig aufgedrängt hat. Es wird ganz allgemein — 
der Be- leider auch von wissenschaftlicher Seite, auch Einsteins populäre 
auch der Darstellung”) ist nicht frei davon — auf diese hier angedeuteten Para- 
nmöglich doxien, welche sich aus der Relativitätstheorie ergeben, ein ungebühr- 
zewegung lich großer Wert gelegt, und der Laie, dem sie natürlich zunächst nicht 
bersten in den Kopf gehen wollen, glaubt deshalb, er verstehe die ganze Rela- 
so muß tivitätstheorie von vornherein nicht. Das ist ein schwerer Schaden für
	        
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