17. Der Erkenntnisprozeß in der Physik 287
hr das Schicksal des mechanistischen Weltbildes des 18. Jahrhunderts oder
mtheit der Elektronentheorie um 1900. Allein dieser Einwand, der auch in
äufig Chwolsons oben erwähnter Abhandlung eine große Rolle spielt (Chwol-
"klich son will beweisen, daß der Mensch sich lächerlich macht, wenn er
mınen meint, mit dem wenigen, was er hier auf seiner Erde von den „Natur-
sichte: gesetzen‘“ erkennen kann, das „Universum“ erschöpft zu haben), be-
anden ruht auf einer falschen Verallgemeinerung, die ungefähr auf dasselbe
seit in hinauskommt, wie wenn etwa zu Cooks und Magellans Zeiten die
LEW Leute geglaubt hätten, es könnten in infinitum neue Erdteile entdeckt
Süneh: werden. Diesen Entdeckungen war eine Grenze gezogen durch die
is" die Endlichkeit der Erdoberfläche. Einmal mußte der letzte kommen und
Keiten ist bekanntlich bereits gekommen, die Antarktis. Von nun an kann
k)- im die Geographie planmäßig die wenigen weißen Flecke, die die Karte heute
ehmen noch zeigt, untersuchen, sie kann also genau angeben, wo noch etwas
te“ nur zu entdecken ist, kein vernünftiger Mensch wird dagegen heute mehr
Onver- wie jene ersten Entdecker planlos in die Welt hinausfahren, in der Hoff-
Un nung, noch unbekannte Schätze, Reiche und Länder zu finden. Ähn-
chen lich steht es heute in der Physik aber auch schon. Wir können sehr
esam genau schon heute angeben, wo die noch zu lösenden Probleme liegen,
a den unsere ganze Krörterung in den letzten Kapiteln hat das gezeigt, und
Bent es ist vergebliche Hoffnung, wenn heute noch Laien manchmal glauben,
sind sie könnten ähnlich so wie Galyani oder Robert Mayer bei planlosem
jexen Drauflosexperimentieren oder bei rein spekulativem Theoretisieren auch
1 des mal wieder eine grundlegende neue Entdeckung machen. Alle ganz großen
histo- theoretischen wie experimentellen Entdeckungen der letzten Jahrzehnte
dern sind von geschulten Fachleuten gemacht worden, die weitaus meisten
Stil. von solchen, die bereits lange auf der höchsten Höhe der Wissenschaft
‚ende standen, ehe sie ihre weltbewegenden Entdeckungen machten. Die Zeit
N $be. der glücklichen Zufälle ist längst vorbei, eben darin dokumentiert sich
dern aufs deutlichste der bereits erreichte hohe Stand der theoretischen Durch-
End. arbeitung. Mit dem angeführten ersten Einwande ist es also nichts.
EONUIt- ‚Ebensowenig durchschlagend ist der zweite Einwand, den man oft an
ind dieser Stelle zu hören bekommt: es sei bei solcher Auffassung doch zu
rich ‚ fürchten, daß mit dem Glauben an eine in absehbarer Zeit erreichte ein-
jo et heitliche Lösung aller physikalischen Probleme der Reiz der Forschung in
) Wegfall komme und demnach das Geistesleben zum wenigsten auf diesem
N SchtR Gebiete stagnieren werde. Die Antwort lautet zum ersten: Wenn ein
rate Problem wirklich gelöst ist, so ist es eben gelöst. Zum anderen aber
schon ist es ein großer Irrtum, daß mit der Erreichung einer solchen einheit-
lichen lichen Physik, wie wir sie hier ins Auge faßten, das Forschen aufhören
rin: würde. Es würde vielmehr erst recht anfangen. Steht etwa die Mathe-
ana matik deshalb still, weil sie im großen und ganzen deduktiv vorgeht ?
n das Oder hat die Erforschung elektrischer oder astronomischer Erschei-