Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

240 I. Kraft und Stoff 
„Hauptfragen der Naturphilosophie‘“1%) verweisen. Wir wollen jedoch ve 
hier — die Berechtigung des kritisch-realistischen Standpunktes, etwa üb 
im Sinne Bechers, einmal angenommen — uns kurz die Frage vor- eir 
legen, wie dieser sich dann auf dem jetzt gewonnenen Standpunkte Me 
eigentlich zu dem früher erwähnten „physikalischen Realismus‘ ver- die 
hält, aus dem er nach Erich Bechers glücklichem Ausdruck?!) so- Ki 
zusagen durch eine weitere „Läuterung‘‘ hervorgegangen ist. Die Ant- au 
wort, scheint mir, muß dahin lauten, daß die Physik heute bereits zu 
auf dem besten Wege dazu ist, die Grenze zwischen diesen pä 
beiden völlig zu verwischen. sch 
Die Grundthese des kritischen Realismus ist bekanntlich der Satz, W: 
daß es eine „reale Außenwelt“, d.h. eine bewußtseinstranszendente Wirk- De 
lichkeit nicht nur gibt (das lehrt Kant auch), sondern daß wir innerhalb Et 
gewisser Grenzen auch gültige Aussagen über dieses „Ding an sich‘ gle 
(das Nooumenon) machen können (was Kant verneinte). Daß nun din 
diese Welt der Dinge an sich nicht die „starren Wirklichkeitsklötzchen“ nic 
der älteren Mechanistik mit ihren räumlichen und zeitlichen Beziehungen die 
sowie ihren gegenseitigen Kraftwirkungen sein können, der „physi- gar 
kalische Realismus‘ in dieser älteren Form also sicherlich sich nicht So 
mit dem deckt, was eine kritische Besinnung auf die letzten Grund- aus 
lagen stehen lassen kann, das ist evident und ist auch von allen kriti- Be 
schen Realisten zugestanden. Trotzdem haben sich diese in der Regel Ge) 
bemüht, doch möglichst viel von diesen Aussagen des „physikalischen We 
Realismus‘‘ zu retten, so hat schon Eduard von Hartmann?!??), der WEi 
der eigentliche Begründer des modernen kritischen Realismus ist, wir 
ebenso aber neuerdings wieder Erich Becher?!®3) sich um den Nachweis die 
bemüht, daß mindestens den zeitlichen, wenn auch nicht den räum- (in 
lichen Aussagen auch eine „transzendentale‘‘, nicht nur eine immanente lie: 
Geltung zuzuschreiben sei. Ebenso haben beide Autoren die transzen- (be 
dentale Geltung der Kausalitätskategorie behauptet, wenn auch Becher dies 
dies nur als plausible Hypothese angesehen wissen wollte. Wir stehen nicı 
nun vor der interessanten Tatsache, daß die Physik ihrerseits in diesen der 
Punkten bereits zu radikaleren Konsequenzen fortgeschritten ist, als viel 
diese erkenntnistheoretischen Realisten sie zugestehen wollten. Nach tier 
der heutigen Physik sind, wie wir oben sahen, weder die zeitlich räum- We 
lichen noch die alten kategorialen (Substanz-Kausalitäts-) Bestim- grü 
mungen mehr als letzte nicht weiter reduzierbare Aussagegrundlagen SC 
anzusehen. Die Physik von heute kennt erstens nicht mehr zeitliche dies 
und räumliche Bestimmungen getrennt voneinander, sondern, wie die EYur 
Relativitätslehre (aber auch die Quantenlehre mit ihrer Betonung EC 
der ‚„Wirkung‘‘) beweist, nur noch die Minkowskische ‚Union‘ Ver 
beider. Schon hieraus ist zu folgern, daß es für die Erkenntnistheorie en 
zum mindesten bedenklich ist, wenn sie ihrerseits Raum und Zeit mit Cine
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.