10 I. Kraft und Stoff
92 Stoffe alle anderen zerlegen lassen, das ist nicht nur nicht umgewälzt, in Be
sondern. jetzt erst recht über jeden Zweifel erhaben gesichert. würdig
Noch viel schlimmer als bei diesem Begriffe Element haben nun noch e
derartige Pseudokritiken gewütet in Hinsicht auf die beiden nunmehr War in
zu erörternden Grundbegriffe der Chemie Meinu:
| konstr
2. Molekül und Atom Zzukom
Die Geschichte der Atomistik ausführlicher darzulegen, darauf müssen der Ba
wir wiederum verzichten®), es darf wohl als allgemein bekannt voraus- sich v
gesetzt werden, daß sie bereits aus dem Altertum stammt und daß die Hinsic
Lehren ihres hervorragendsten antiken Vertreters, Demokrit, als es gib
scharfer Gegensatz gegen die Aristotelischen Lehren empfunden die wi
wurden®). Demokrit gilt als der Vater des später so genannten Mate- ist, vo
rialismus, er ist es auch insofern, als er gelehrt zu haben scheint (seine werder
Lehren sind uns nur aus den Schriften seiner Gegner bekannt), daß dieser
die Bildung der einzelnen Körper und Formen in der Welt aus den unsere
Atomen durch das Wirken blinder Kräfte, wie etwa der Schwere, zu wir all
erklären sei. Diese Lehre trat selbstverständlich in einen unversöhn- führlie.
lichen Gegensatz zu der des Aristoteles, welche in ihrem formenden Wisser
Prinzip, der „Entelechie‘‘, eine planvoll wirkende Gestaltungskraft vor- Der
aussetzte. Doch ist es zweifelhaft, in welchem Sinne Demokrit selber Satz ı
seine Lehren gemeint hat. Sicher ist, daß sein späterer römischer Schüler Strukt
Lukrez allerdings einen ziemlich unverhüllten Materialismus gelehrt lehrt, «
hat®). erfüllt,
Solange man nun die Atomistik nur unter diesem weltanschaulichen auch c
Gesichtspunkte anzusehen gewöhnt war — und das ist bis in die Neu- die etr
zeit, ja noch bis ins vorige Jahrhundert hinein, oft genug der Fall eine W
gewesen —, war es schlechterdings unmöglich, sich über ihren Wert diese ]
oder Unwert zu einigen. Ganz anders steht dagegen die Sache, sobald die Ma
ein solcher Begriff ein wirkliches Bürgerrecht in der empirischen Wissen- trennte
schaft gewinnt, wenn er also erfahrbare Dinge bezeichnet oder doch mit se.
mindestens als Erklärung für solche ausdrücklich eingeführt wird. Dies deshall
ist hinsichtlich der Atomistik der Fall seit dem Anfange des vorigen eine P
Jahrhunderts, nachdem es dem englischen Chemiker Dalton und dem Objekt
italienischen‘ Physiker Graf Avogadro (1808, 1811) gelungen war, punkte
mit Hilfe der Atomlehre die beiden wichtigsten Grundgesetze der stimmt
Chemie, das sog. „Gesetz der multiplen Proportionen“ und das „‚Gesetz bestim)
der einfachen Gasvolumina‘‘, aufzuklären’). Von da ab ist die Atomistik der Ma
niemals mehr aus der Wissenschaft verschwunden, wenn auch die das eir
Physik ihr noch lange zweifelnd gegenüberstand. Auch in dieser er- grunde:
oberte sie sich jedoch endgültig das Bürgerrecht, als es im Jahre 1856/57 speziell
den beiden Physikern Krönig und Clausius gelang, die Grundgesetze Wesent
der Wärmelehre auf die Hypothese zurückzuführen, daß die Wärme Schade