318 III. Materie und Leben
Bewegungen reagierten. Da wir auf diese beiden Probleme weiter gesa
unten ausführlicher einzugehen haben, so können wir hier nur im Vorbei- wich
gehen darauf hinweisen. Einstweilen können wir nur soviel sagen: Bed:
Wenn wirklich der „biologische Mechanismus‘ Recht hat, dann sind die als
Organismen derartig verwickelt gebaute physiko-chemische Mechanis- und
men, daß kein von Menschen bisher konstruiertes anorganisches System tior
auch nur angenähert einen Begriff davon vermitteln kann. mög
Dann aber wird das zweite Problem, dem wir uns nun für einen daß
Augenblick noch zuwenden wollen (alle diese Erörterungen hier sind heit
nur vorbereitender Art) schon gleich von Anfang an, wie es scheint, hoff- also
nungslos kompliziert: das Problem, wie denn derartig unheimlich ver- sich
wickelte Einrichtungen überhaupt erst entstehen konnten. Die Erfolge ansc
des „Mechanismus“ in Hinsicht auf die Lebenserscheinungen haben — auf
so scheint es — den Boden selbst völlig untergraben für jeden Versuch freiw
auch die Lebensentstehung physiko-chemisch zu erklären. statt
Die Verwickeltheit des Baues einer lebenden Zelle betrifft erstens eine
schon das chemische Material und zweitens die Struktur verb
des aus diesem aufgebauten Zellenleibes. desh
Die chemischen Substanzen, die wir unter dem Namen ‚„Plasma- Synt
stoffe‘ oder spezieller: Nukleine, Globuline, Albumine usw. zusammen- der
fassen, sind, wie schon S. 294, 300 erwähnt, durchweg so verwickelt Zells
gebaut, daß wir trotz E. Fischers, Bergmanns u. a. Forschungen bis- Seite
her kaum einen Anfang zu ihrer Erkenntnis gemacht haben. Aber nehmen sei u
wir immerhin an, diese Forschungen seien glücklich zu Ende gebracht, es Erde
liege uns die Konstitution der wichtigeren Plasmasubstanzen klar vor wir }
Augen, es sei sogar gelungen, sie synthetisch herzustellen. Daß das im Dent
Bereich der Möglichkeit liegt, kann wohl nicht bestritten werden. Stoff
Aber nun vergegenwärtige man sich einmal, welche enorme Summe teilu:
von Mühe und Kenntnissen etwa zur Herstellung eines bestimmten eigen
Enzyms nötig sein würde, welche unheimliche Zahl von genau ein- Kiser
zuhaltenden Bedingungen nacheinander und gleichzeitig erfüllt sein Stär]
müßte, um das Gewünschte zustande zu bringen. Je größer nämlich zu gl]
die Zahl der Atome in einem Molekül ist — und bei den Eiweißstoffen dasse
beträgt sie sicher einige Hunderte bis Tausende —, um so größer ist Wie
im allgemeinen die Tendenz dieses verwickelten Moleküls zum Zerfall. rätse
Im Laboratorium ist der Spiritus rector natürlich der Chemiker, der dach
im richtigen Augenblick bei der richtigen Temperatur die richtigen vorst
Flüssigkeiten in der richtigen Konzentration mischt usw. Wer aber (wie
soll in der toten Natur seine Stelle vertreten? In der lebenden Zelle mußt
spielen, wenn wir uns auf den mechanistischen Standpunkt der „Ma- geber
schinentheorie‘“ stellen, die „Maschinenbedingungen“‘“‘, d.i. etwa die also >
vorhandenen Enzyme, diese Rolle. Hier aber handelt es sich ja nun trage
gerade um die Frage, woher diese selbst gekommen sind. Man hat meta