Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

24 I. Kraft und Stoff 
Die Antwort auf diese Zweifelsfragen führt uns mitten in die erkennt- ist kein 
nistheoretische Selbstbesinnung hinein. Wir wollen die Frage zunächst genomm 
ganz präzis so stellen: Sind Moleküle und Atome in demselben Sinne losen El 
und mit derselben Sicherheit als „wirkliche Dinge‘“‘ anzusprechen wie Ergebnis 
etwa Ziegelsteine oder Pflanzenzellen ? Ist, anders gesagt, das Urteil: geführt 
die Stoffe bestehen aus Atomen, in genau demselben Sinne wahr wie etwa die 
das Urteil: dies Haus besteht aus Ziegelsteinen, dieses Pflanzenblatt zu tun, 
besteht aus Zellen? Der erste unmittelbare Eindruck läßt uns sagen: fahren vw 
nein, denn die Ziegelsteine und die Zellen kann man ja direkt sehen, theoretis 
die Atome aber nicht. Ist nun diese Antwort zutreffend ? daß es d 
Die Physik belehrt uns, daß die Sichtbarkeit eines Körpers davon ses Wor 
abhängt, wie er sich zu den auf ihn treffenden sichtbaren Lichtwellen, noch di« 
deren Wellenlängen zwischen 760 bis 380 um liegen, verhält. In einer nommen 
Umgebung von gleichem Brechungsindex ist ein Körper unsichtbar, gegenwä 
weil er die Lichtwellen in diesem Falle gar nicht beeinflußt. Ist er innerung 
deshalb nicht da ? Nein, denn man kann ihn ja auf andere Weise wieder Seelenin: 
sichtbar machen oder sonst sein Vorhandensein nachweisen. Aber auch, der Em] 
wenn ein Körper sehr klein ist, so beeinflußt er die Lichtwellen schon einer W: 
nicht mehr so, daß wir Form und Größe wahrnehmen können. Er kann der Wiss 
allerdings trotzdem noch eine Lichtwahrnehmung im Auge hervor- vorzune] 
rufen, nämlich eben in dem oben schon erwähnten Ultramikroskop, Aussage) 
indem er das seitlich auftreffende Licht „abbeugt‘“. Dadurch entsteht schaft g 
im Auge der Eindruck eines Lichtpünktchens, jedoch ohne Form oder alle ver 
Größe. Nun wird niemand bezweifeln, daß derartige Teilchen, wie Verstan« 
sie z. B. in kolloidalen Goldlösungen wunderschön zu beobachten sind, ebensogı 
deshalb doch vorhanden sind, auch wenn wir Form und Größe. nicht Urteilen 
an ihnen erkennen können, obwohl es uns zweifelsohne in den weitaus nicht da 
meisten Fällen gerade auf diese ankommt. Gehen wir aber jetzt einen lich dar 
Schritt weiter. Durch Zufügung geeigneter Reagenzien können wir auch gl 
aus der genannten Goldlösung einen braunen Schlamm niederschlagen, sind, ob 
wobei dann jene Lichtpünktchen verschwinden, und dieser Schlamm gesehen 
läßt sich durch allerlei weitere Manipulationen schließlich in das be- nichts x 
kannte gelbe, glänzende Metall verwandeln. Woher wußten wir nun, Nur der 
daß jene Lichtpünktchen „Goldteilchen‘‘ sind ? Doch nur durch diese Verknü 
ganze Kette von Beobachtungen, die mit ungezählten früheren Kr- nicht SO 
fahrungen und daraus abgeleiteten Urteilen so innig verfilzt sind, daß eindring 
es ein Buch erfordern würde, um auch nur einen einzigen derartigen grundsä 
Fall völlig auseinanderzulegen. Dasselbe gilt nun aber offenbar über- Gewohn 
all. Alle unsere Urteile über sog. „Tatsachen“, auch so einfach er- veranlal 
scheinende, wie die beiden oben angeführten über das Haus und das für „WW 
Pflanzenblatt, erweisen sich bei näherem Zusehen als fast unentwirr- mit Rös 
bare Gefüge aus Einzelwahrnehmungen. und Urteilsketten, die diese sehen k 
mit anderen Wahrnehmungen verknüpfen. Von diesem Sachverhalt Stoffe © 
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