7. Biologie und Metaphysik 411
alle- da er eben in seiner Welt und nicht der jener Tiere lebt und wirkt. Trotz-
um- dem scheint es mir falsch, wenn Uex kül11?4), dem die Biologie für die klare
ein Erfassung und Formulierung dieser Begriffe zu großem Dank verpflichtet
aber ist, hieraus nun folgert, daß es auch für den Menschen im gleichen Sinne
Lupe nur diese seine Menschenwelt gäbe und daher alle seine Urteile über
daß wahr, gut, schön usw. auch nur im gleichen Sinne für ihn gültig seien
isch wie für das Tier die seinigen. Beweis genug gegen diesen Relativismus
nung ist der Umstand, daß — Uexküll selbst diese Theorien von den ‚„„Wel-
‚äch- ten‘ der anderen Wesen ersinnen und niederschreiben konnte. Eben
ngen damit beweist der Mensch, daß er mehr kann, und zwar grundsätzlich
scher mehr als jedes Tier: er kann die Welt des Mitgeschöpfs, wenn auch un-
rden vollkommen und mit großer Mühe, sich mit Hilfe seiner Vernunft zum
haus wenigsten begrifflich klarmachen, wenn er sie auch nicht so wie jenes
urch erleben kann?4), Wie eine Biene Farben empfindet, das wird sich viel-
anden leicht nie ermitteln lassen, aber daß sie sie erlebt, wie sie sie differenziert,
chon ordnet u. a. m., das läßt sich ermitteln und ist tatsächlich zu einem Teile
über bereits in zahlreichen Fällen ermittelt. Und so vermag der Mensch sich
ichts denn auch mit Hilfe eben dieser seiner Vernunft darüber klar zu werden,
ang daß in demselben Maße wie der Umfang dessen zunimmt, was jenes „„Es‘“
jede zu erfassen vermag, anscheinend seine Verbundenheit mit dem Ganzen und
hen Gebundenheit an das Ganze abnimmt und seine Selbständigkeit und Ver-
‚ellte einzelung zunimmt. Je niedriger die Tiere stehen, desto größer ist offen-
/enig sichtlich ihre Neigung zur Bildung „überindividueller“‘ Lebenseinheiten,
»ssen. d. h. desto unschärfer werden die Grenzen des Individuallebens und somit
Jeres doch auch wohl der Individualseele. Je höher wir hinaufsteigen, desto
chen mehr sondert sich das einzelne tierische Individuum aus der Gesamtheit
nmt. heraus, wird dafür aber auch immer abhängiger von seinen eigensten
Indi- Empfindungen, Strebungen usw. Es ist klar, daß der Übergang zum
falls Menschen dann in einer Erweiterung der „Umwelt und Wirkwelt‘“ dieses
nuß. Gehirntieres besteht, die nun im Grundsatz keine Grenzen mehr
, die kennt. Dafür büßt dann auf der anderen Seite der Mensch, wie es scheint,
iren- jene überindividuellen seelischen Fähigkeiten so gut wie ganz ein.
fah- Auf diese Frage werden wir unten in anderem Zusammenhange zurück-
ı der zukommen haben, sie führt uns schon mitten in metaphysische Fragen
Man hinein, und es ist darum angezeigt, zunächst nun einmal einen kurzen
pfin- Rückblick auf die Biologie im ganzen unter diesem metaphysischen Ge-
Aber sichtspunkte zu werfen.
eng
_ die 7. Biologie und Metaphysik
[und Hierzu bedarf es zuerst einer kurzen Vorbemerkung über den Begriff
stern der Metaphysik überhaupt, der leider in den Ohren der meisten Natur-
ı ge- wissenschaftler immer noch einen üblen Klang hat, obwohl die Ent-
den, wicklung längst über die rein negative Einstellung des ausgehenden neun-